Wolf ins Jagdrecht aufnehmen

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Weidetierhaltung schützen!

Der Wolf braucht Hege und Pflege – wie andere Raubtiere in Deutschland auch. „Deshalb muss der Wolf unbedingt ins Jagdrecht aufgenommen werden“, fordert Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern anlässlich des bevorstehenden Tages des Wolfes.

„Wir brauchen langfristig eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Jägerschaft, um den Bestand zu erhalten, zu regulieren und unsere Weidetiere zu schützen. Wir brauchen ein wirkliches Wolfsmanagement“, verdeutlicht Dr. Manfred Leberecht.

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern fordert daher klares politisches Handeln auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Im Koalitionsvertrag ist das Ziel eines europarechtskonformen und regional differenzierten Bestandsmanagements vorgegeben.

„Wann fangen die Regierungsparteien endlich damit an, das auch umzusetzen?“, fragt der Vizepräsident des Bauernverbandes MV.

Der Entschließungsantrag des Europäischen Parlamentes zum Schutz der Viehwirtschaft und der Großraubtiere in Europa gebe die Leitlinien vor:  eine Herabstufung vom Schutzstatus des Wolfes von Anhang II in Anhang III der Berner Konvention. Denn der gute Erhaltungszustand des Wolfes ist vielerorts längst erreicht, die Angriffe auf Nutztiere nehmen zu und der Wolf kommt dem Menschen immer näher.

Der Bauernverband MV hat sich in einem Brief an die Bundestagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern gewandt und aktives Handeln angemahnt. Während der Wolf sich ungehemmt vermehrt, herrsche in der Politik Stillstand. Während Brandenburg mittlerweile die größte Wolfsdichte weltweit aufweise, beschränke sich die Politik auf Monitoring und Prävention. „Wir fordern endlich Bewegung ein“, so Dr. Manfred Leberecht. Dazu gehöre die 1:1 Umsetzung des EU-Rechts – so wie es im Koalitionsvertrag formuliert und in Schweden oder Frankreich längst üblich ist. Notwendig sei ebenso eine Anpassung des Bundesnaturschutzgesetzes, um bestandsregulierend einzugreifen. Schlussendlich sei auch das Land gefragt.

„Die Entscheidungskette für die Entnahme sogenannter Problemwölfe muss deutlich kürzer werden“, sagt Dr. Manfred Leberecht.

Ein großer Schritt in die richtige Richtung sei die konsequente Entnahme solcher Wölfe, wie auch fraktionsübergreifend in der aktuellen Bundestagsdiskussion der Oppositionsanträge zum Wolf deutlich wurde. „Sie sind jedoch nur theoretisch möglich, praktisch finden Sie fast nie statt“, verdeutlicht der Vizepräsident und appelliert an die Politiker:

„Schaffen Sie die Voraussetzungen, um diese Entnahmen real zu ermöglichen. Nur zu debattieren reicht nicht!“

Wie schwierig es ist, Weidetiere vor wiederholt angreifenden Wölfen zu schützen, schildern Tierhalter aus MV derzeit im Rahmen einer Social-Media-Kampagne, die der Deutsche Bauernverband in Kooperation mit den Landesverbänden ins Leben gerufen hat.

„Uns wird immer gesagt, dass Entnahmen ja jetzt schon möglich sind. In Wirklichkeit geschehen sie aber nicht“, berichtet beispielsweise Susanne Petersen, Schafzüchterin aus Qualitz und Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes.

„Es wird gemauert, wo es nur geht“, bestätigt Ines Krause von der Krackower Agrar AG, die immer wieder Wolfsrisse erlebt. „Wir mussten die Erfahrung machen, dass Verantwortlichkeiten undurchsichtig geregelt sind und Entscheidungen bewusst auf die unterste Verwaltungsebene des Landkreises delegiert werden“, klagt sie an.

Die Wolfsübergriffe bringen sie und andere betroffene Landwirtinnen und Landwirte an ihre physischen und psychischen Grenzen. Die schockierenden Bilder von ausgeweideten Kälbern und Schafen, von verletzten Herdenschutzhunden und das Wissen um schlichtweg verschwundene neugeborene Tiere lasten schwer auf den Gemütern. Das Aufrüsten der Zäune mit mehr Litzen und mehr Strom und die Versorgung der Herdenschutzhunde bringe viele körperlich und finanziell an den Rand des Abgrunds.

Das bestätigt auch Ingo Stoll, Schäfermeister aus Langsdorf bei Rostock. Seine rund 1200 Mutterschafe wurden bereits mehrmals vom Wolf attackiert, 20 Tiere hat er bislang an das Raubtier verloren. Seine vor 15 Jahren errichteten Festzäune reichen nicht aus, um den Wolf abzuhalten. Weil die Weiden zum Teil auf Naturschutzflächen liegen, kann er jedoch nicht überall und nur mit großem Aufwand Elektrozäune vorbauen.

„Ich habe damals rund 60.000 Euro in diesem Zaun investiert. Der ist jetzt 0 Euro wert“, schildert Ingo Stoll und fordert nachdrücklich, dass Anträge für präventiven Herdenschutz zügig bearbeitet werden.

Langfristig brauche es neben Fördermöglichkeiten für Zaunbau, Herdenschutzhunde und Rissentschädigungen einen anderen Umgang mit dem Wolf, so die klare Aussage.

„Wenn wir die Wölfe einfach immer weiter ohne Kontrolle gewähren lassen, verlieren sie vollkommen ihre Scheu“, so Susanne Petersen. Wölfe, die wiederholt Nutztiere reißen, müssten entnommen werden – „zugunsten der Wölfe, die sich nichts zuschulden kommen lassen.“

Den Umgang mit ihren schweren Sorgen und Nöten empfinden die Weidetierhalter als „ideologisch verbohrt“.

„Uns Landwirten wird unsere ur-grüne Gesinnung in Bezug auf Umweltschutz und Tierwohl schlichtweg abgesprochen“, sagt Ines Krause und verlangt, dass die Politik die Erfahrungen der Weidetierhalter endlich ernst nimmt und mithilfe von Biologen und Fachleuten aus der Land- und Forstwirtschaft zielführend handelt.

Video-Botschaften der

Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter