Welttierschutztag – Tierwohl und Tiergesundheit sind Alltag der Landwirte in MV
Der artgerechte Umgang mit Tieren wird am 4. Oktober mit besonderer Aufmerksamkeit thematisiert. Ein Grund mehr, sich mit der Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern auseinanderzusetzen.
„Die Bedingungen der Tierhaltung in Deutschland und unserem Bundesland haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verbessert. Käfighaltungen für Legehennen sind Geschichte. Bodenhaltung, Wintergärten oder Freilandhaltung für Hennen sind in MV die Norm. Der überwiegende Teil unserer Schweine im Land wird in klimatisierten Ställen, auf Vollspalten gehalten. In den vergangenen Jahren wurde hier viel in die stickstoffreduzierte Fütterung, die optimierte Tränkeversorgung sowie ein erweitertes Angebot an Beschäftigungsmaterial investiert. Die Kühe in Mecklenburg-Vorpommern werden nicht mehr in dunklen, engen Ställen, sondern in der Regel in weitläufigen, lichtdurchfluteten Boxenlaufställen artgerecht gehalten. Die Tierhalter in Mecklenburg-Vorpommern beweisen täglich, dass Stillstand nicht zur Landwirtschaft gehört.“, betont Bauernpräsident Detlef Kurreck anlässlich des Welttierschutztages.
Wie sieht es in den Tierställen in Mecklenburg-Vorpommern aus?
In Mecklenburg-Vorpommern werden laut Statistischem Bundesamt 800.600 Schweine auf rund 170 Betrieben gehalten (Stand Mai 2018). Ebenso gibt es in MV noch rund 508.000 Rinder, darunter ca. 167.100 Milchkühe (Stand Mai 2018), sowie Geflügelhaltungen mit insgesamt 9,8 Millionen Tieren, darunter rund 3 Millionen Legehennen (Stand 2016).
Die Haltungsformen dieser Tiere variieren je nach Strategie, Ausrichtung und örtlichen Gegebenheiten des Landwirtschaftsbetriebes. In einem professionell organisierten Stall werden die Tiere zwei bis dreimal täglich kontrolliert, um die Tiergesundheit zu überprüfen und ein möglichst hohes Maß an Tierwohl in den Ställen zu gewährleisten. Während des Stalldurchgangs achten die Landwirte/Tierbetreuer auf folgende Punkte:
- Verhalten der Gruppe
- Gesundheit der Tiere
- Vitalität (wie fit ist das einzelne Tier; verhält es sich normal)
- Verletzungen
- Trägt jedes Tier eine Ohrmarke? (gilt z. B. für Zuchtsauen und Rinder)
- Funktionalität der Technik
- Futterautomaten
- Tränken
- Belüftung (Luftfeuchtigkeit & Temperatur)
- Beschäftigungsmaterial/Auslauf
Wasser, Futter und frische Luft
Die optimale Versorgung der Tiere steht beim Tierhalter im Fokus - dafür muss die Funktionalität der Stalltechnik gewährleistet sein. Stressfreie Tiere brauchen sichere Technik und ein gutes Management, damit optimale Haltungsbedingungen gegeben sind. Probleme mit der Technik (z.B. Ausfall eines Futterautomaten oder eine kurzzeitige Störung der Lüftungsanlage) können enormen Stress bei den Tieren – vor allem bei Geflügel und Schweinen in Stallhaltung - verursachen.
„Die optimale Versorgung der Tiere mit Luft, Wasser und eine an Alter und Leistung angepasste Futterration sowie ein gut strukturierter Stall mit Beschäftigungsmaterial und Kontakt zu Artgenossen sind die Grundlagen der Tierhaltung. Tiergesundheit und Tierwohl sind die Grundpfeiler für die tägliche Arbeit unserer Tierhalter im Land“, erklärt Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck.
Wie werden die Tierhaltungen überprüft?
Für die Haltung der Tiere gibt es strenge Vorschriften. Die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter in MV überwachen die Einhaltung der geltenden Tierschutzvorschriften in landwirtschaftlichen Tierhaltungen, in Schlachtstätten und bei Tiertransportunternehmen. Sie bearbeiten entsprechende Anträge zur Tierhaltung und überprüfen die notwendigen Sachkenntnisse der Tierhalter.
Die große Mehrheit der tierhaltenden Betriebe ist QS-zertifiziert bzw. Milchviehbetriebe sind QM-zertifiziert. Im QS-Kontrollsystem gibt es drei Kontrollebenen für die Gewährleistung qualitativer Lebensmittel sowie eine tierschutzkonformen Haltung der Tiere.
Eine Kontrolle durch einen Amtsveterinär erfolgt z. B immer vor dem Verkauf von Mastschweinen in das Ausland oder bei Auffälligkeiten. Außerdem gibt es unangekündigte Futtermittelkontrollen durch die Lebensmittelbehörde. Schweine- und geflügelhaltende Betriebe, die bei der Initiative Tierwohl teilnehmen, werden zusätzlich durch deren Kontrollorgane überprüft.
Welche aktuellen Herausforderungen gibt es?
Besonders Landwirte erfahren täglich, dass die Halbwertzeit politischer Rahmenbedingungen immer kürzer wird. Durch ständig neue Kursrichtungen und gesellschaftliche Anforderungen sind unsere Tierhalter, aktuell insbesondere die Schweinehalter, in einer Extremsituation.
„Die Landwirte müssen in unserer globalen Welt zu Weltmarktpreisen produzieren. Die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland muss daher erhalten bleiben, damit die Tierhaltung in Deutschland eine Zukunft hat und wir auch weiterhin auf das Tierwohl und den Tierschutz Einfluss nehmen können. Die Ferkelkastration ist dabei das beste Beispiel“, erklärt Kurreck angesichts der Entscheidung des Bundesrates (21.09.2018) gegen eine Fristverlängerung und eine Verschiebung des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration. „Wenn mit falschen Vorgaben und Vorgehensweisen oder fehlenden praktikablen Alternativen die Tierhaltung in Deutschland zerstört wird, werden wir nicht wie bisher eine Verbesserung des Tierschutzes unserer Tierhaltungen erreichen, sondern diese Verantwortung an das Ausland verlieren. Politik und Gesellschaft müssen sich dessen bewusst sein.“
Umso wichtiger ist, dass die Fraktionsinitiative von CDU/CSU und SPD zur Fristverlängerung (für die betäubungslose Ferkelkastration) von zwei Jahren von Bundestag und Bundesrat unterstützt wird. Es braucht die Möglichkeit, dem Landwirt, bei nachgewiesener Sachkunde, eine lokal begrenzte Betäubung oder eine wirtschaftliche und tierschutzgerechte Alternative zu erlauben.
Langfristige Planbarkeit? – Fehlanzeige!
Investitionen in neue Ställe oder Renovierungen und Umbauten für z. B. mehr Tierwohl sowie bessere Arbeitsbedingungen für die Landwirte und Tierbetreuer sind aktuell in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern kaum möglich.
„Unsere Tierhalter, insbesondere die Schweinehalter, wissen nicht, wie morgen die Anforderungen und Gesetzgebungen zur Tierhaltung definiert werden. Wie sollen sie da investieren und zum Beispiel zusätzliche Rahmenbedingungen für noch mehr Tierwohl schaffen? Würden Sie ein Haus bauen, wenn Sie nicht wissen, ob sie morgen noch darin wohnen dürfen?“ kommentiert Bauernpräsident Detlef Kurreck die Unsicherheiten der Tierhalter.
Abschließend betont der Landwirt: „Wir können nicht zusätzliche Anpassungen, Verschärfungen und eine Weiterentwicklung der Tierhaltung verlangen, wenn die Politik auf EU- und Bundesebene gleichzeitig den Tierhaltern immer mehr Hindernisse in den Weg stellt und Planbarkeit zum Fremdwort werden lässt.
Die Bundespolitiker können uns vom Gegenteil überzeugen, wenn sie den deutschen Landwirten eine lokal begrenzte Betäubung der Ferkel ermöglichen.“