Schutz durch Nutzung bei Mooren in MV
Ernährung sichern und Klimawandel stoppen
Klimaschutz hat für die Landwirtinnen und Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern hohe Priorität. „Wir sehen sehr deutlich, welche herausragende Bedeutung Moore fürs Erreichen der Klimaziele haben und sind bereit, als Betroffene mitzuwirken und zu unterstützen“, sagt Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV. Neben dem Klimawandel gehöre jedoch auch die Ernährungssicherung für eine stetig wachsende Weltbevölkerung zu den großen globalen Herausforderungen der Zeit. Laut den Vereinten Nationen muss die weltweite Lebensmittelproduktion dafür bis 2050 um 70 % steigen.
„Deshalb ist es wichtig, auch zukünftig Nahrungsmittel wie Rindfleisch und Milch auf Moorstandorten zu erzeugen“, so Dr. Manfred Leberecht. Hinzu kämen künftige Möglichkeiten der energetischen und stofflichen Verwertung wie zum Beispiel von Paludikulturen. „Wir wollen die wirtschaftliche Nutzung erhalten und gleichzeitig die Klimawirkung von entwässerten Mooren reduzieren – das ist Schutz durch Nutzung“, sagt der Vizepräsident.
Indem der Wasserstand intelligent gemanagt wird, ist es beispielsweise möglich, auch auf Moorstandorten Rinder, Schafe und Ziegen weiden zu lassen. „So kann das Grünland genutzt und gleichzeitig CO2-Reduktion betrieben werden“, erläutert der Vizepräsident. Damit die Landwirtinnen und Landwirte sich dieser herausfordernden Bewirtschaftung stellen können, brauchen sie aber Verlässlichkeit und unternehmerische Perspektiven für ihre Betriebe.
Aus der Erfahrung hat sich gezeigt, dass einmal vollständig vernässte Flächen in der Regel auch vernässt bleiben. Förderzeiträume sind hingegen oft auf wenige Jahre begrenzt.
„Auch die Flächenentwertung ist ein Problem. Die Landwirte in MV sind zum überwiegenden Teil nur Pächter und nicht Eigentümer der Grünlandflächen“, beschreibt Dr. Manfred Leberecht die Konfliktfelder.
Hinzu kommt, dass Wasser nicht einfach an der Feldgrenze stoppt, so dass auch angrenzende Flächen von der Wiedervernässung beeinflusst werden. Deshalb sei es wichtig, im Dialog regional passende Lösungen zu finden.
Aus Sicht der Landwirte wäre es ein großer Gewinn, weitere erfolgreiche Bewirtschaftungsformen für wiedervernässte Moor zu etablieren.
„Anbauvarianten wie Schilf und Paludikultur haben sich bislang jedoch praktisch nicht bewährt“, erklärt Dr. Manfred Leberecht. Für Anbau und Ernte braucht es besseres Know-how und spezielle Technik. „Diese Kosten können momentan aber noch nicht durch entsprechende Erträge abgedeckt werden. Es gibt schlicht nicht die Nachfrage am Markt, die wir für eine wirtschaftliche Produktion bräuchten“, so der Vizepräsident.
Die Landwirte benötigen eine wissenschaftlich fundierte Basis, mit der sich Ökologie und Ökonomie vereinbaren lassen. Wichtig sei es, gemeinsam mit Landwirten, Forschern, Naturschutzverbänden und Politik tragfähige Konzepte zu entwickeln. „Nur so können wir Ernährungssicherung und Klimaschutz erreichen.“