Medienseminar: Landwirte üben vor der Kamera

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@ Stefanie Lanin

„Viele Landwirte haben zu Recht den Eindruck in der Berichterstattung zu kurz zu kommen und falsch dargestellt zu werden.“ Mit diesen Worten hat Fernsehjournalist Ulrich Koglin das Medienseminar des Bauernverbandes MV eröffnet. Rund 20 Teilnehmer, darunter zahlreiche Geschäftsführer aus den Kreis- und Regionalverbänden sowie Landwirte waren nach Todendorf gekommen, um sich über Tipps und Tricks im Umgang mit Fernsehteams zu informieren und vor der Kamera an ihren Interview-Fähigkeiten zu feilen. Ein gesundes Misstrauen gegenüber den Journalisten, sei durchaus verständlich und auch teilweise berechtigt, beschrieb Ulrich Koglin. Die Struktur der Medien begünstige landwirtschaftsferne Positionen. Zudem sei auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk dazu angehalten, den Interessen und Sichtweisen seines Publikums entgegenzukommen.

„Landwirte sind Opfer ihres eigenen Erfolgs. Sie machen hier nicht einmal mehr 5 % der Bevölkerung aus. Und wir können nicht erwarten, dass die anderen 95 % sich dafür interessieren.“

Dennoch sei die veröffentlichte Meinung nicht deckungsgleich mit der öffentlichen Meinung. „Wenn die Medien also bei uns anklopfen, können wir das als Chance sehen, unsere Fakten, unsere Sichtweisen einzubringen“, so der Journalist.


Dafür sei es gut, auf Fremd- und Fachwörter wie Leguminosen oder GAP zu verzichten und generell kein Fachwissen vorauszusetzen. Wer sich kurz und prägnant äußere, habe außerdem eher die Chance, mit seiner Botschaft auch gesendet zu werden. Ratsam sei es, bei sich, seinem Betrieb und seiner Expertise zu bleiben und sich nicht zu allgemeinen Schimpftiraden auf die Politik hinreißen zu lassen. Der Schlüssel, um mit seinem Thema auch verstanden zu werden, sei immer der Mensch.

„Wenn ich anhand meines Schicksals, anhand meines Betriebes authentisch vermitteln kann, was so abstrakte Dinge wie die Düngeverordnung oder Pflanzenschutzrestriktionen bedeuten, dann kommt das auch an“, so Ulrich Koglin.

Und sollte das Gespräch oder der Dreh eine unliebsame Richtung nehmen, sei Mut gefragt. „Ich kann durchaus antworten, dass ich auf eine bestimmte Frage nicht antworten will“, so Koglin. Im Extremfall lasse sich auch die Einwilligung in den Dreh widerrufen.


Die Teilnehmer nutzten das Seminar, um sich vor der Kamera in kritischen Interviewsituationen zu üben. Ulrich Koglin nahm die Landwirtinnen und Landwirte in die Zange, konfrontierte sie mit Klischees und polemischen Angriffen und zeigte sich beeindruckt von der Souveränität.

„Sie lassen sich einfach nicht aufs Glatteis führen! Sie bleiben ganz ruhig bei ihren Themen und lassen mich auflaufen. Hut ab“, sagte der Journalist anerkennend.

So schilderte Claus-Dieter Tobaben aus dem Bauernverband Malchin vor der Kamera beispielsweise, dass nachhaltigkeit keine Frage der Wirtschaftsform ist. Frank Hartmann aus dem Bauernverband Nordvorpommern erklärte bewegend die wirtschaftlichen Folgen der Umstellung auf Ökolandbau und Leonie Behrens vom Erzeugerzusammenschluss Fürstenhof, erklärte eindrucksvoll, wie in einem umfassenden Kreislauf künftig das nachhaltigste Ei Deutschlands erzeugt werden soll.


BU: Claus-Dieter Tobaben aus dem Bauernverband Malchin erklärte vor der Kamera, warum es unsinnig sei, konventionelle und biologische Landwirtschaft gegeneinander auszuspielen. Foto: St. Lanin

 

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