Landwirte haben Schlüsselrolle als Gestalter  

Stefanie Lanin

An den Landwirtinnen und Landwirten geht mit Blick auf die großen gesellschaftlichen Aufgaben der Zeit kein Weg vorbei. Das hat Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes MV, den Delegierten und Gästen beim Bauerntag des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern deutlich vor Augen geführt.

„Wir können der Gesellschaft Antworten auf die drängenden Fragen zu Klimaschutz, Artenvielfalt und Ernährungssicherheit geben. Wir sehen uns als Gestalter“, so der Präsident.

Ganz konkret zeige sich das beim zentralen Thema des vergangenen Jahres, der Düngelandesverordnung. „Wir sind einen Schritt weiter: Wir haben mit Minister Backhaus verabredet, dass wir Wege aus dieser Situation auf den Tisch legen wollen“, erklärte Detlef Kurreck. Eine Idee ist die Bohrung eigener Brunnen, um die Verursachergrenze und die Schadeinträge einzukreisen. Und es gebe nach jüngsten Gesprächen Zeichen, dass die Landesregierung von ihrer bisher ablehnenden Haltung abweicht, Vorschläge anhören, prüfen und einen gemeinsamen Weg beschreiten will. „Das heißt, dass wir zu einem lösungsorientierten Herangehen kommen“, so der Präsident. Weitere Ideen seien gefragt, erklärte der Präsident und forderte die Landwirtinnen und Landwirte auf, Vorschläge beizusteuern.

133 Delegierte der insgesamt 15 Regionalverbände und der Assoziierten Verbände sowie Förder- und Ehrenmitglieder des Bauernverbandes waren zum Bauerntag nach Linstow gekommen, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und aktuelle Fragen zur Verbandsarbeit und Agrarpolitik zu diskutieren. Die Leistungen der neuen Regierung und die Folgen der Farm-to-Fork-Strategie seien ein Trauerspiel. „Wir sind in hohem Maße enttäuscht. Es gibt nach wie vor überhaupt keine Perspektive für unsere Tierproduktion – da ist die Regierung alles schuldig geblieben“, kritisierte Detlef Kurreck. Andere Ziele seien überambitioniert formuliert worden, ohne dass ein Weg aufgezeigt werde, wie es funktioniere.

„Wir sollen den Einsatz von Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent reduzieren, vier Prozent unserer Flächen stilllegen, Umweltprogramme erfüllen, aufforsten und gleichzeitig die Ernährungssicherheit gewährleisten – das steht in einem krassen Widerspruch zu einander.“

In dieser paradoxen Situation habe der Bauernverband zu einem unerwarteten Schulterschluss mit Umweltverbänden und NGOs gefunden. „Denn alle merken, dass die Regierung Antworten schuldig bleibt, wie die wichtigen Ziele erreicht werden sollen. Sie verstehen, dass die Landwirtschaft ein Schlüssel zum Erfolg ist.“ Diese Kooperationen, die sich zum Beispiel in einer gemeinsamen Absichtserklärung mit den Trinkwasserverbänden niedergeschlagen haben, sollen ausgebaut und fortgeführt werden. Auch bei der Moorstrategie werden die Landwirte und ihr fachlicher Sachverstand unbedingt gebraucht.

„Es gibt viele Leute, die Ideen und Träume haben. Doch am Ende muss das Ganze auch umsetzbar sein – und diese Komponente können wir beisteuern“, machte der Bauernpräsident klar.

Gesetze und Förderprogramme dafür müssten jedoch unbedingt die Wirkungsmöglichkeiten der Landwirtinnen und Landwirte berücksichtigen. Es sei ein völlig falsches Zeichen, beispielsweise bei der Förderung zum Umbau der Tierhaltung Obergrenzen einzuziehen, die zahlreiche Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern ausschließen. 6000 Mastschweine pro Jahr entsprechen 2000 Mastplätzen – „Das sind bei uns die kleinen Unternehmen“, so Detlef Kurreck. Gerade die großen Betriebe leisten jedoch einen riesigen Anteil auf dem Weg zu mehr Tierwohl und klimafreundlichen Ställen. Werde dieser Beitrag nicht honoriert, seien Strukturverluste zu befürchten.

„Unsere Tierhalter brauchen eine umfassende, gesamte und begleitende Gesetzgebung von der TA Luft bis zur Landesbauordnung mit entsprechenden Förderungen“, brachte der Bauernpräsident die Forderungen auf den Punkt.

„Wir wollen uns nicht treiben lassen. Wir wollen mitarbeiten!“, verdeutlichte Detlef Kurreck und appellierte an die Regierung, die Verantwortlichen und die Gesellschaft, den Landwirtinnen und Landwirten Raum zur Gestaltung zu geben. „Nur so können wir die Ziele im Klimaschutz, dem Umbau der Tierhaltung und der Ernährungssicherheit erreichen.“

Videobotschaft an die Delegierten

Mit einer Videobotschaft hatte sich zuvor die Parlamentarische Staatsekretärin Claudia Müller an die Delegierten gewandt. Als Landeskind wisse sie, welche zentrale Bedeutung die Landwirtschaft für die Entwicklung der ländlichen Heimat hat. „Sie, liebe Landwirtinnen und Landwirte, spielen in unserer Region eine immens wichtige Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt und der Natur, von der Sie und wir zugleich auch leben.“ Damit dies auch weiterhin möglich sei, wolle die Regierung eine Land- und Ernährungswirtschaft fördern, mit der Tiere, Boden. Luft, das Wasser, Klima und die Artenvielfalt geschützt werden, damit wir sie auch künftig noch nutzen können, um unser aller Essen zu erzeugen. Claudia Müller plädierte in ihrer Videobotschaft für einen Wandel der Tierhaltung. In aller Deutlichkeit sagte sie:

„Wir brauchen eine Tierhaltung, um in geschlossen Kreisläufen wirtschaften zu können. Es sei nichts gewonnen, wenn hierzulande die Tierhaltung zugrunde geht und Fleisch aus dem Ausland importiert werden muss.“ Deshalb arbeite das Ministerium an verschiedenen Maßnahmen, damit es sich lohnt, zukünftig weniger Tiere, besser zu halten.“

Die Parlamentarische Staatssekretärin plädierte weiterhin für einen effektiven und schonenden Einsatz und Pestiziden und Dünger. Hier hätten die Landwirte bereits viele Anstrengungen unternommen. „Wir müssen aber noch besser werden.“

„Der Wandel zur nachhaltigen und klimagerechten Landwirtschaft muss jetzt Schritt für Schritt vorangebracht werden“, sagte Claudia Müller. „Über den Weg dorthin werden wir debattieren und hoffentlich wieder gute Kompromisse finden. Kompromisse, die schaffen, was uns wichtig ist.“

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