Landwirte demonstrieren für gemeinsamen und sinnvollen Insektenschutz
Treckerkorso zum Stralsunder Landratsamt
Mit einem Treckerkorso durch Stralsund, dem Wahlkreis von Bundeskanzlerin Angela Merkel, protestieren die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern am kommenden Dienstag für einen Ausbau von Kooperation und Freiwilligkeit beim Insektenschutz und gegen das geplante Aktionsprogramm Insektenschutz sowie die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung. Beides soll am Mittwoch im Bundeskabinett zur Abstimmung kommen. Die Landwirte befürchten, dass das vorliegende Gesetz viele neue Regeln, mehr Bürokratie, nicht entschädigte Einkommenseinbußen auf den Höfen, aber keinen zusätzlichen Insektenschutz bringen wird. Zu der Demonstration rufen der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern und die Initiative „Land schafft Verbindung MV“ auf.
Der Treckerkorso startet am 9. Februar 2021 um 10 Uhr in Stralsund am Betriebsgelände von CERAVIS (Richtenberger Chaussee 80). Bereits ab 8 Uhr werden sich Schlepper aus ganz Mecklenburg-Vorpommern sammeln, um dann zum Landratsamt zu fahren. Hier wird gegen 10.30 Uhr unter Einhaltung aller Coronavorschriften eine Kundgebung stattfinden.
„Insektenschutz, Naturschutz und Biodiversität sind für uns Landwirte eine Herzensangelegenheit“, so Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes MV. „Unser Arbeitsumfeld ist gleichzeitig auch unser Lebensumfeld, das wir erhalten und pflegen wollen.“
Mit Hecken, Söllen, Honigbrachen, Ackerrandstreifen und vielen anderen Maßnahmen engagierten sich die Landwirte in MV bereits heute im Rahmen geförderter Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen für die Artenvielfalt.
Fast jeder zweite Hektar im Land wird nach den Vorgaben des Greenings oder eines Agrarumweltprogramms bewirtschaftet, mehr als 7200 Hektar Blühflächen haben die Landwirte allein im vergangenen Jahr angelegt.
„Solche freiwilligen Maßnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Konsens entstanden sind und zielgerecht sowie standortangepasst sind. Ihre Erfolgschancen sind viel größer. Sie zeigen deutlich schneller und deutlich sichtbarer Erfolge als starre Verbote wie im geplanten Insektenschutzgesetz“, erläuterte der Präsident des Bauernverbandes MV.
„Das Aktionsprogramm sorgt hingegen dafür, dass bestes Ackerland nicht mehr bewirtschaftet werden kann: Hier wachsen kein Getreide, kein Hafer, keine Kartoffeln und keine Zuckerrüben mehr – das sind Lebensmittel, die wir nicht mehr herstellen können“, verdeutlicht Toni Reincke von LsV MV.
Insektenschutzgesetz und Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung gefährden sowohl die regionale Lebensmittelproduktion als auch die Existenz der Landwirte.
350 000 Hektar wären in Mecklenburg-Vorpommern von den verschärften Regelungen betroffen. Aufgrund der zahlreichen, nach 1990 ausgewiesenen Naturschutz-, Vogelschutz- und FFH-Gebiete ist diese Fläche im bundesweiten Vergleich exorbitant hoch und sorge für eine zusätzliche Benachteiligung strukturschwacher Regionen. Ohne dass es den Insekten nachweislich nütze, würden so per Gesetz Acker- und Grünlandflächen der Produktion entzogen.
„Denn um hochwertige Lebensmittel herzustellen, ist moderner und cleverer Pflanzenschutz notwendig. Das gilt sowohl für den konventionellen als auch für den biologischen Anbau“, sagte Detlef Kurreck.
Der Bauernverband MV und die Initiative „Land schafft Verbindung MV“ fordern daher die Politiker auf, gemeinsam mit den Landwirten den Insektenschutz zu fördern. „Kooperation statt Verbote“, lautet der Leitsatz. Nur so könne die Artenvielfalt wirkungsvoll gestärkt und die regionale Lebensmittelproduktion gewahrt bleiben.