Exkursion der Generation F1
Von Braugerste bis Wildfleisch
Regionales Bier stilecht auf dem Strohballen am Feldrand serviert, gebraut aus der Gerste, die gleich nebenan bei der Agrar Süd-Rügen GmbH wächst – so nahbar, gesellig und faktenreich haben rund 30 Teilnehmende der F1-Exkursion ihre Weiterbildung erlebt. Die Junglandwirte-Initiative des Bauernverbandes MV „Generation F1“ und der Bauernverband Rügen hatten zur zweitägigen Tour eingeladen und ein abwechslungsreiches Programm geboten.
Die Exkursion startete auf den Äckern der Agrar Süd-Rügen GmbH. Der Betrieb, dessen Gesellschafter unter anderem Eigentümer der Ratsherren Brauerei in Hamburg sind, baut Braugerste an und experimentiert viel im Ackerbau.
„Man sollte immer flexibel bleiben und nicht die Einstellung vertreten: Das haben wir schon immer so gemacht“, erläuterte Betriebsleiter Alexander Kranz. Seit einem Jahr betreibt der Betrieb ökologische Rinderhaltung. Rindfleisch und Bier werden über die eigenen Restaurants „Dolden Mädel“ vermarktet.
Weiter ging es mit einem Besuch der Agrargenossenschaft Neklade eG, die auf 1800 Hektar Ackerland und 200 Hektar Grünland konventionellen Ackerbau betreibt. Immer wieder probiere die Agrargenossenschaft Kulturen aus, die auf Rügen eher ungewöhnlich seien, wie die Betriebsleiter Johann und Maximilian Tophoff-Kaup erläuterten. Ackerbohnen und Hafer seien bereits dabei gewesen, seit neuestem versucht sich der Betrieb im Anbau von Körnermais. „Ein absoluter Exot hier oben“, so Johann Tophoff-Kaup. Mit dem Strip-Till- und Direktsaatverfahren nutzen die Rüganer zudem eine Form, die auf der Insel bisher nur sehr wenige Landwirte anwenden. Kein Pflug kommt auf den Acker, der Boden wird nur minimal bearbeitet, wie die Exkursions-Teilnehmenden erfuhren.
Unter völlig anderen Voraussetzungen betreibt die Nordsaat Agrar GmbH in Granskevitz Saatgutvermehrung und Saatzucht. „Züchterischer Fortschritt ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren“, erklärte Max Lassen, Betriebsleiter der Nordsaat Agrar GmbH Granskevitz, bei der Exkursion am zweiten Tag.
Für die Vermehrung auf 25 Hektar mit 24.000 Parzellen nutzt der Betrieb eine intensive Form der Bodenbearbeitung. Direkt am Bodden liegend kämpft er mit großen Wildvogelproblemen. Von Mitte Oktober bis Mitte März sei allein eine Arbeitskraft für sechs Stunden am Tag damit beschäftigt, die Vögel von den Schlägen zu vertreiben, so der Betriebsleiter.
„Auf der Insel ist das Landwirtschaftsleben etwas anderes“, bestätigte auch Familie Fromm von der Agrarprodukt GmbH Neuenkirchen, die die Teilnehmenden im Anschluss besuchten.
Die Witterungsverhältnisse und Herausforderungen unterschieden sich enorm von denen auf dem Festland. Der Familienbetrieb hält 160 Uckermärker plus Nachzucht, die über Blockhouse und den eigenen Hofladen „Wild&Rind“ vermarktet werden. 40 weitere Tiere laufen in einem eigenen Wildtiergehege über die Salzwiesen direkt am Bodden. Gerne hätten die Fromms ein eigenes Schlachthaus errichtet, die Kosten seien jedoch zu hoch. Auch Weideschlachtung sei ein künftiger Wunsch, um die Schlachtung noch stressfreier zu gestalten.
Im Gespräch mit den Projektmitarbeitern von „ArtIFARM“ (Artificial Intelligence in Farming) brachten die Junglandwirte noch viele Ideen ein, wie Probleme der praktischen Landwirtschaft technisch gelöst werden können. „Von euch bekommen wir die Informationen, auf die wir aufbauen können“, dankte Arnold Lange für den wertvollen Austausch.
Nicht nur die Mitarbeiter des Stralsunder Hochschulprojektes auch die Betriebsleiter seien grundsätzlich sehr offen und am Gespräch interessiert gewesen, fasste Exkursions-Teilnehmer Max Baier zusammen. „Wir wurden auch mal nach unserer Meinung gefragt“, freut er sich. Generell schätzten die Junglandwirte die F1-Exkursion als bereichernd ein.
„Mir hat die Exkursion sogar Kontakte für mein Bachelor-Arbeitsthema verschafft“, so Lauren Redmann.
Besonderer Dank gilt den Sponsoren der Exkursion: dem Ostdeutschen Sparkassenverband, dem Bildungswerk MV, der RinderAllianz, Baukonzept, Rudolf Peters Landhandel GmbH & Co. KG der LMS Agrarberatung sowie den Fördermitgliedern Raiffeisentechnik HSL GmBH und der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof.