Bauernverband wählt neuen Vorstand
Die Delegiertenversammlung des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern hat den amtierenden Präsidenten Detlef Kurreck mit überzeugender Mehrheit wiedergewählt. Kurreck erhielt in Linstow in geheimer Wahl die Mehrheit abgegebenen Delegiertenstimmen. Damit ist Detlef Kurreck für weitere vier Jahre Bauernpräsident.
Der 61-jährige Diplom-Agraringenieur hat in Rostock studiert und ist Geschäftsführer der Körchower Land Agrargesellschaft mbH, einem Marktfruchtbetrieb und Lohnunternehmen mit 1.200 Hektar südlich von Kühlungsborn. Dem Landesbauernverband ist der Landwirt seit Jahrzehnten verbunden. So ist Kurreck seit Gründung des Bauernverbandes Bad Doberan im Jahr 1990 Vorstandsmitglied des Regionalverbandes. Auf Landesebene folgte 2009 die Wahl zum Vizepräsidenten und zum Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des Bauernverbandes MV. 2016 wurde er erstmals zum Bauernpräsidenten gewählt. Seitdem hat er den Verband durch bewegte Zeiten geführt.
Zu Vizepräsidenten wurden auf der Delegiertenversammlung Dr. Heike Müller, Dr. Manfred Leberecht und Sabine Firnhaber gewählt. Während Heike Müller und Manfred Leberecht bereits in der vergangenen Periode den Bauernverband als Vizepräsidenten vertraten, ist Sabine Firnhaber neu in dem Gremium. Die 43-jährige Landwirtin im Nebenerwerb machte nach dem Abitur zunächst die Ausbildung zur Tierarzthelferin. Es folgte eine Spezialausbildung zur Hufpflegerin. Im Nebenerwerb betreibt Sabine Firnhaber in Banzkow eine Schäferei. Als Pressesprecherin der Initiative „Land schafft Verbindung MV“ gehörte sie in den vergangenen Monaten zu den Organisatoren zahlreicher Bauernproteste im Land.
Dr. Heike Müller, Jahrgang 1965, studierte und promovierte an der Uni Rostock im Bereich Tierproduktion. Die Landwirtin ist seit vier Jahren Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV und engagiert sich hier vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Hauptberuflich arbeitet Heike Müller als Geschäftsführerin im Kreisbauernverband Malchin e.V. Darüber hinaus ist sie die Vorsitzende des Land-Frauenverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Dr. Manfred Leberecht, Jahrgang 1960, betreibt in Grabow einen landwirtschaftlichen Öko-Betrieb mit Mutterkühen und Bullenmast. Das theoretische Rüstzeug dafür erwarb er während seines Studiums der Pflanzenproduktion an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Grabow trat er bereits Anfang der 90er in den Bauernverband ein. Dr. Manfred Leberecht ist seit vier Jahren Vizepräsident des Bauernverbandes MV. In dieser Position hat er sich in den Themenbereichen Umweltpolitik und ökologischer Landbau engagiert.
Der bisherige Vizepräsident Gerd Göldnitz hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Der 68-jährige ehemalige Geschäftsführer der Agp-Agrarproduktgesellschaft mbH Lübesse hatte das Ehrenamt des Vizepräsidenten beim Bauernverband acht Jahre lang bekleidet.
Kurreck: „Nur mit Innovation kann man Probleme lösen“
In seinem Rechenschaftsbericht nahm Bauernpräsident Kurreck zu aktuellen agrarpolitischen Fragen Stellung. Mit der Initiative „Land schafft Verbindung habe sich im vergangenen Jahr eine bemerkenswerte Bewegung entwickelt.
„Ich danke allen Verbandsmitgliedern, die sich dafür eingesetzt haben, dass sich der Berufsstand in unserem Land nicht entzweit“, sagte der Bauernpräsident und beschwor die Einheit der Vielfalt im Bauernverband. Jetzt gelte es den Schwung zu nutzen und die Verbandsarbeit moderner und schlagkräftiger zu gestalten.
So müsse der Dialog zwischen Bauern und Gesellschaft noch offener geführt werden.
Vielen Verbrauchern genüge es nicht mehr, immer einen vollen Kühlschrank zu haben. Sie wollen auch wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und auf welche Weise sie hergestellt werden. „Diesen Fragen stellen wir uns gern. Denn wir sind die gut ausgebildeten Fachleute, die mit Herz und Verstand auf dem Acker und im Stall einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen pflegen“, so der Präsident. Natur- und Umweltschutz sowie Biodiversität gebe es jedoch nicht zum Nulltarif. Für diese Leistungen stehe den Landwirten eine Vergütung zu.
Kritik äußerte der Bauernpräsident an der aktuellen Agrarpolitik.
„Die Politik macht es sich verdammt einfach, wenn sie die Verantwortung für die Zukunftsfragen in der Landwirtschaft komplett bei uns Bauern ablädt“, sagte Kurreck und verwies auf das Insektenschutzgesetz. Umweltleistungen, für die Landwirte bislang Fördermittel erhalten, seien künftig im Gesetz festgeschrieben und nicht mehr förderfähig. Zugleich werde die Bewirtschaftung von Flächen reglementiert und eingeschränkt. „Die Zeche soll allein der Landwirt zahlen. Das ist falsch!“
Wer die Herausforderungen der Zukunft meistern will, müsse stärker auf Wissenschaft als auf Willkür und Ideologie setzen. „Nicht Verzicht, sondern Innovation löst die Probleme der Zukunft“, machte Kurreck deutlich.
Ehrennadel für verdiente Verbandsmitglieder
Im Rahmen des Bauerntages wurden Ingo Stoll und Walter Lonskowski mit der Ehrennadel des Bauernverbandes ausgezeichnet.
Ingo Stoll verkörpert wie kaum ein anderer das traditionelle Schäferhandwerk in unserem Land, heißt es in der Laudatio. Seit seiner Ausbildung 1975 im damaligen Gut Dudendorf kümmert er sich um Ablammungen, Weideumtrieb, Zaunbau, Selektion und all die Dinge, die für eine gesunde Schafherde und eine rentable Tierhaltung wichtig sind. Mit viel körperlicher Arbeit und großem wirtschaftlichen Risiko hat Ingo Stoll ab 1992 eine eigene Schäferei aufgebaut. Über sein berufliches Engagement hinaus arbeitet er aktiv im Vorstand des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern mit. Überregional vertritt er unser Bundesland in der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) und füllt dort im Bundesvorstand als Sprecher der Abteilung Berufsschäfer eine wichtige Funktion aus. Bei öffentlichen Anlässen lässt Ingo Stoll es sich nicht nehmen, durch einen Auftritt in der traditionellen Berufskleidung der Schäfer den Stolz dieses „vom Aussterben bedrohten“ Berufsstandes zu präsentieren. Mit qualifizierten Wortmeldungen gibt er den Schäfern in Mecklenburg-Vorpommern dann
eine starke Stimme.
Fast 20 Jahre lang war Walter Lonskowski Vorsitzender des Vorstands im Bauernverband Rügen. Hier hat er Verbandsgeschichte mitgeschrieben. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Kreisbauernverbandes Rügen und legte hier viele Grundsteine für das Wachsen einer einheitlichen Interessenvertretung, nicht nur auf Rügen, sondern auch landesweit. 1993 gründete Walter Lonskowski einen landwirtschaftlichen Betrieb in Mattchow, den er bis zu seinem Eintritt in das Rentenalter führte. In der Wählergemeinschaft „Bündnis für Rügen“ verstärkte Walter die Reihen der Landwirte und nahm wesentlichen Einfluss auf das politische Geschehen in den ländlichen Regionen. Als Abgeordneter und stellvertretender Bürgermeister in der Gemeinde Altenkirchen konnte er die Entwicklung der Gemeinde im Interesse der Landwirtschaft aktiv mitgestalten.