Bauernverband fordert mehr Forschung über Insekten
Was tun gegen das Insektensterben?
Dieser Frage stellt sich heute der Parlamentarische Abend der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns in Berlin, dabei gibt es bisher keine wissenschaftlich verlässlichen Daten darüber, in welchem Umfang und aus welchen Gründen es einen Insektenrückgang gibt. Alle Studien, die Grund für viele Schlagzeilen über das Insektensterben in Deutschland im vergangenen Jahr waren, bezogen sich auf die sogenannte „Krefelder Studie“ von Hobby-Insektenforschern, die aufgrund mangelnder Methodik sogar zweimal zur „Unstatistik des Monats“[1] gekürt wurde.
Der Bauernverband fordert deshalb eine wissenschaftlich ermittelte und repräsentative Datengrundlage über Situation und Entwicklung der Insekten. „Wir arbeiten in und mit der Natur und für viele Bereiche der Landwirtschaft sind Bienen wichtig, deswegen haben wir ein ganz natürliches Interesse daran, die Bienen- und Insektenvielfalt zu erhalten und zu unterstützen. Deshalb sind wir auch an Ursachenforschung interessiert, denn wir leisten heute schon Beiträge für den Artenschutz und tun das gerne, aber wenn wir Maßnahmen umsetzen, wollen wir auch wissen, dass sie wirklich helfen!“, sagt Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck und weist darauf hin, dass auch in Zukunft Kulturpflanzen vor Konkurrenz durch Unkräuter, sowie vor Krankheiten und Schädlingen geschützt werden müssen.
Heute schon werden beispielsweise Pflanzenschutzmittel im blühenden Raps auch nachts ausgebracht, damit der Bienenflug davon nicht beeinträchtigt wird. Der Fokus liegt dabei auf Mitteln, die für Bienen verträglich sind. „Kulturpflanzen wie der Raps, brauchen Schutz und Pflege z.B. vor der Kohlfliege , damit wir Erträge und Einkommen erwirtschaften können. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Rapsblüte vielerorts die wichtigste Tracht für Biene und Imker ist“, sagt Kurreck.
Die Biodiversität wird seitens der Landwirtschaft durch Ökologische Vorrangflächen, Agrarumweltprogramme, Landschaftselemente, Vertragsnaturschutz, freiwillige Maßnahmen, Nisthilfen, Blüh- und Randstreifen und vieles mehr unterstützt.
Dünne Faktenlage zum Insektenrückgang in Deutschland
Die Zahlen, auf die sich offensichtlich die Thematik des heutigen parlamentarischen Abends stützt, stammen aus dem Orbroicher Bruch, einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld, wo 1989 und 2013 jeweils Malaise-Fallen aufgestellt wurden, durch die hauptsächlich Fluginsekten, seltener krabbelnde Insekten, mit hochprozentigem Alkohol gefangen und getötet wurden. Dann wurde die Masse gewogen. Die Arten oder Anzahl der Tiere wurden nicht festgestellt. Deshalb kritisieren Forscher, dass diese Daten weder für ganz Deutschland herangezogen werden können und dass daraus auch keine Aussage über die Entwicklung der Insektenabzuleiten ist. Die Daten sind lediglich eine Zustandsbeschreibung dieser beider Zeitpunkte im Orbroicher Bruch.
Bemerkenswert ist auch, dass 1989 im Orbroicher Bruch noch Landwirtschaft betrieben wurde – heute ist es ein Naturschutzgebiet. Damit ist es unzulässig, die Gründe für einen Insektenrückgang allein auf die Landwirtschaft zu verkürzen. „Wo früher noch Kühe standen, fehlen den schweren Schmeißfliegen im Schutzgebiet heute vielleicht einfach nur Kuhfladen“, sagt Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck.
[1] http://www.rwi-essen.de/unstatistik/70/ und http://www.rwi-essen.de/unstatistik/72/ (Stand: 12. April 18)