Agrargenossenschaft Hellbach ist Ausbildungsbetrieb des Jahres

@ Stefanie Lanin
Die Agrargenossenschaft Hellbach in Neubukow ist Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023. Mit dem Titel ehren der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern und das Land Mecklenburg-Vorpommern den herausragenden Einsatz des Betriebes für die Ausbildung landwirtschaftlicher Fachkräfte.
„Diese jungen Leute sind die Zukunft der Landwirtschaft. Sie fachlich und menschlich zu führen, anzuleiten und den Funken der Leidenschaft an der Arbeit weiterzugeben, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden“, sagte Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes MV, im Rahmen der feierlichen Übergabe der Urkunde an den Vorstandsvorsitzenden Torsten Harder bei der Eröffnung der 32. MeLa. „Mit der Verleihung danken wir Ihnen von Herzen für Ihren jahrelangen Einsatz.“
Seit 2001 haben 26 junge Menschen in der Agrargenossenschaft Hellbach Neubukow e.G. ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Rund ein Viertel davon ist über die Jahre dem Betrieb treu geblieben, auch weil Betriebschef Torsten Harder für Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl sorgt. Vom ersten Tag an gehören die Auszubildenden „richtig dazu“, wie er beschreibt. Sie bekommen wie jeder andere Mitarbeiter auch ein eigenes Tablet samt spezieller Software, mit der sich die Arbeiten genau erfassen lassen. So müssen sie keine Stundenzettel schreiben und bekommen Überstunden mit zusätzlichem Gehalt oder Freizeit exakt ausgeglichen. Die Arbeitskleidung liegt bereit, anteilig gibt es Weihnachtsgeld, 13. Gehalt und Tankgutscheine. „Und wenn wir zur MeLa oder zu Agritechnica fahren, kommen unsere Azubis natürlich auch mit.“ Die Arbeit mit den angehenden Landwirten und Fachkräften Agrarservice bereitet Torsten Harder große Freude und gehört einfach zum Betriebsalltag dazu.
„Wir bilden seit mehr als 20 Jahren über Bedarf aus. So können wir jede offene Personalstelle gut nachbesetzen.“
Bewerber hatte er bisher immer genug, der Ruf als sehr guter Ausbildungsbetrieb hat sich herumgesprochen. So ist auch Christoph Walter als erster dualer Student in Neubukow gelandet und hat in diesem Jahr bereits beim Leistungspflügen brilliert und den zweiten Platz in der Azubiwertung belegt. Neben ihm lernen drei weitere Jugendliche derzeit den Beruf des Landwirtes in der Agrargenossenschaft Hellbach, einer von ihnen erlangt mit der Ausbildung gleichzeitig die Fachhochschulreife. Aus Sicht des Chefs zählen besonders die sozialen Fähigkeiten – „die Kopfnoten wie Fleiß, Betragen, Mitarbeit“. Aber auch die schulischen Leistungen sind Torsten Harder enorm wichtig. „Bei uns gilt der Leitsatz, dass keine einzige Schulstunde ausfällt“, erklärt der Chef, der auch Vorsitzender der Prüfungskommission Fachkraft Agrarservice ist. Einmal in der Woche kontrolliert er streng, ob das Berichtsheft ordentlich geführt wird. „Da lasse ich keine Luft ran“, macht er deutlich. Wer Lernschwierigkeiten hat, bekommt Unterstützung in der Abendschule oder auch mal eine Freistellung, um nachzuarbeiten. So manches Mal gibt Torsten Harder auch selbst Nachhilfe in deutscher Rechtschreibung.
„Und wer seinen Abschluss mindestens mit der Note Drei schafft, wird von uns übernommen.“
Torsten Harder weiß, dass der Beruf des Landwirts mit vielen anderen attraktiven Optionen konkurrieren muss. „Jeden Nachmittag um 16 Uhr Schluss – das können wir nicht garantieren. Zum Beruf gehört auch eine Portion Idealismus.“ Der Vorstandsvorsitzende weiß jedoch, womit er die Jugendlichen begeistern kann: mit großer Technik.
„Wir bewirtschaften mehr als 2800 Hektar und haben die großen Maschinen. Es ist wichtig, die Auszubildenden auch schon früh selbst fahren zu lassen und ihnen Verantwortung zu übertragen.“
Mit 18 Mitarbeitern hat der Betrieb auch den personellen Spielraum, um Arbeitszeiten jugend- und familienfreundlicher zu gestalten. „Wenn die Fahrstunde ansteht, muss der Azubi die Halle nicht zu Ende fegen“, sagt Torsten Harder. Und wenn ein privates Fest in der Erntezeit anfällt, stellt der Betrieb den Mitarbeiter frei. „All diese Bedingungen sind aber erst ab einer bestimmten Betriebsgröße möglich“, macht er klar und äußert gleichzeitig seinen Unmut über die aktuellen politischen Leitplanken. So werden Landesflächen derzeit beispielsweise fast ausschließlich an ökologisch wirtschaftende Betriebe vergeben, Unternehmen mit mehr als 1500 Hektar Fläche bekommen keine Pachtverlängerung ohne Ausschreibung.
„Wir wirtschaften hier regional verankert und sozial verantwortungsvoll – und doch sind wir politisch nicht gewollt. Ich wünsche mir vom Land, sich auch zu Betriebsstrukturen wie der unseren zu bekennen und die Errungenschaften wertzuschätzen.“
„Wenn wir die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen, brauchen wir Vielfalt in der Landwirtschaft“, sagte Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes MV. Es sei ein Widerspruch in sich, dass das Land einen Betrieb wie die Agrargenossenschaft zwar als vorbildhaft auszeichnet, aber nicht für so zukunftsfähig hält, dass es gute Rahmenbedingungen schafft.
„Die Agrargenossenschaft Hellbach zeigt, wie verantwortungsbewusst, sozial und nachhaltig unsere Betriebe wirtschaften und ausbilden. Sie sorgen maßgeblich dafür, dass die nächste Generation mit großer Expertise und starken Werten die Landwirtschaft gestaltet.“
   

Agrargenossenschaft Hellbach Neubukow e.G.

Die Agrargenossenschaft Hellbach Neubukow e.G. bewirtschaftet im Firmenverbund mit der Russower Landbau und Haffrind GmbH, der Landhof Roggow GmbH und der gewerblichen Tochter DHI GmbH 2868 Hektar. Davon sind 2550 Hektar Ackerland, auf dem Winterweizen, Wintergerste, Roggen, Raps, Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln zu Vermehrung, Erbsen und weitere vielfältige Kulturen wachsen. Die Agrargenossenschaft Hellbach Neubukow e.G. ist anerkannter Saatgutbetrieb. Auf 318 Hektar erfolgt Grünlandbewirtschaftung. Der Betrieb hält rund 200 Mutterkühe plus Nachzucht. Seit 2001 hat die Agrargenossenschaft Hellbach Neubukow e.G. 26 Jugendliche ausgebildet, seit 2006 auch im Berufsbild der „Fachkraft Agrarservice“. Derzeit lernen jeweils ein Auszubildender im ersten und zweiten Lehrjahr sowie zwei Auszubildende im dritten Lehrjahr den Beruf des Landwirtes. Neben den vier Auszubildenden beschäftigt der Betrieb 18 Mitarbeiter inklusive Erntehelfer, weitere sechs Mitarbeiter gibt es im gewerblichen Bereich.  

Ausbildungsbetrieb des Jahres

Die Ehrung für vorbildliches Ausbildungsengagement wird seit 2008 jährlich auf der MeLa für hervorragende Leistungen von Landwirtschaftsbetrieben in der Ausbildung verliehen. Die Auswahl des Betriebes erfolgt in Abstimmung zwischen dem Bauernverband MV und der zuständigen Stelle für Berufsausbildung, derzeit das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LLALF), früher das Landwirtschaftsministerium. Zu den Preisträgern gehörten in den vergangenen Jahren die folgenden Unternehmen:
Agrargesellschaft am Landgraben Zinzow mbH (2022) „Böhm-Nordkartoffel“ Agrarproduktion GmbH & Co. OHG (BNA) (2021) „Ivenacker Eichen“ Produktions- Handels- und Dienstleistungsgesellschaft (2020) Agrarproduktionsgesellschaft (Agp) Lübesse (2019) GbR Schildt Güstrow (2018) APV Samtens auf Rügen (2017) Gut Wamckow GmbH & Co. KG Parchim (2016) Agrar GmbH & Co. KG Sandhagen (2015) Agrofarm e.G. Lüssow Bützow (2014) Raminer Agrar GmbH (2013) Agrar GmbH Vipperow (2012) Burower Gutsmilch GmbH (2011) Landwirtschaftsbetrieb Grevesmühlen e.G. (2010) Agrargenossenschaft Luisenhof e.G. (2009) Agrargenossenschaft Bartelshagen I (2008)
 
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