Verhaltene Ernteerwartung: Landwirte rechnen mit durchschnittlicher Getreideernte
Landwirte brauchen effektive Auswahl an Wirkstoffen
„Durch diese ungünstigen Vegetationsbedingungen stieg der Unkraut- und Krankheitsdruck in fast allen Kulturen spürbar an“, erklärt Bauernpräsident Trunk. Die Folge: Die Landwirte hatten einen höheren Aufwand in der Feldpflege und mussten mit Pflanzenschutzmitteln unter anderem pilzliche Krankheiten sowie Virusüberträger bekämpfen. Einmal mehr habe sich hierbei gezeigt, dass den Landwirten immer weniger geeignete Mittel zur Verfügung stehen. Die Chance für Schädlinge schneller Resistenzen zu entwickeln steigt. „Landwirte brauchen eine breite Palette von Wirkstoffen, um ein gutes Resistenzmanagement durchführen zu können“, stellt Bauernpräsident Trunk klar und zieht einen Vergleich zur Humanmedizin. Auch hier steht dem Arzt eine breite Auswahl an Antibiotika zur Verfügung, um verschiedene Bakterien ganz gezielt behandeln zu können. In der Europäischen Union habe man diese Notwendigkeit erkannt und in diesem Jahr die geplante Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) zurückgezogen. „Deutschland hingegen steht auf der Bremse und bedroht mit dem „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ zunehmend den Anbau von Getreide und Ölfrüchten in Deutschland. Für die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern sei der verantwortungsbewusste Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach dem Prinzip „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ praktizierter Alltag. Um Ackerpflanzen vor Schädlingen, Krankheiten und Ackerbegleitkräutern zu schützen, kombinieren Landwirte verschiedene Maßnahmen. Chemischer Pflanzenschutz sei dabei nur eine von mehreren Optionen, die erst zum Einsatz kommt, wenn es keine geeigneten nicht-chemischen Maßnahmen mehr gibt und die Schadwelle erreicht ist. Zudem müsse jeder Landwirt alle drei Jahre die Schulbank drücken und seinen Sachkundenachweis Pflanzenschutz auffrischen.Sortenwahl und Pflanzenschutz gewinnen an Bedeutung
Für den Vorstandsvorsitzenden der Agrargenossenschaft Papendorf, Steven Hirschberg, hätte die Gerstenernte in diesem Jahr besser laufen können. Der Betrieb baut auf 185 Hektar Wintergerste an. „Anfang der Woche haben wir den letzten Gerstenschlag abgeerntet“, berichtet er. „Die Erträge und die Qualität stimmen mich aber nicht zufrieden.“ Die feuchte Witterung der vergangenen Wochen habe Pilzerkrankungen begünstigt. Die Wahl der richtigen Sorte und ein optimaler Einsatz von Pflanzenschutzmitteln habe seiner Meinung nach in diesem Jahr enorme Auswirkungen auf das Ernteergebnis gehabt. Die Erntepause nutzen der Agrargenossenschaft Papendorf derzeit für den zweiten Schnitt der Grünlandflächen und die Strohbergung. Mit Blick auf die Raps- und Weizenernte hat Steven Hirschberg gedämpfte Erwartungen. Die Nachtfröste im April sowie der Regen der vergangenen Wochen hätten die Bestände in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, so dass mit geringeren Erträgen und schlechterer Qualität zu rechnen ist.Politische Ernte
Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern zieht auf seiner Ernte-Pressekonferenz auch Bilanz seiner politischen Arbeit. Nach den Bauernprotesten im Januar, bei denen hunderte Landwirte im Nordosten auf die Straße gingen, Autobahnzufahrten blockierten und das Gespräch mit Verbrauchern und Politikern führten, wurden folgende Punkte erreicht:- Das Thema Landwirtschaft konnte stark in den Fokus von Politik und Verbrauchern gerückt werden
- Die Streichung der KFZ-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge
- Der Agrardiesel wird nicht in einem Schritt, sondern stufenweise über drei Jahre abgeschmolzen
- Streichung der Stilllegungsverpflichtung
- Vollständige Zurückweisung der verschärften europäischen Pflanzenschutz-Anwendungsregelung (SUR)
- EU-Kommission schlägt Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes vor
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Frank Schiffner