Verbände fordern Schutz vor dem Wolf

Jäger und Tierhaltungsverbände unbedingt beteiligen
Verbände fordern unverzügliche Maßnahmen zum Schutz vor dem Wolf
Ein rasches Handeln in Sachen Wolf mahnen der Bauernverband MV und der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband MV anlässlich des morgigen Tages des Wolfes (30. April) an. „Wir sind im Schutz unserer Weidetiere vor dem Wolf einen notwendigen ersten Schritt weitergekommen“, sagt Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV, mit Blick auf die jüngsten politischen Entwicklungen. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen und damit eine wichtige Voraussetzung für ein dringend notwendiges rechtssicheres und regional umsetzbares Wolfsmanagement geschaffen. Und die neue Bundesregierung hat eine unverzügliche Umsetzung in nationales Recht in den Koalitionsvertrag aufgenommen.
„Es darf jetzt aber kein langes Abwarten auf die endgültige Entscheidung der europäischen Gremien geben“, fordert Dr. Manfred Leberecht. „Der Bund muss unverzüglich die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und die anstehenden gesetzlichen Änderungen im deutschen Recht vorbereiten. Und dabei ist es für uns selbstverständlich, dass die Verbände der Tierhalter frühzeitig beteiligt werden müssen“, so der Vizepräsident.
Beteiligung und Einbeziehung seien ebenfalls der Schlüssel bei der Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht, die die neue Koalition ebenfalls in Aussicht gestellt hat. „Denn ohne die Jäger ist ein praxisgerechtes Wolfsmanagement nicht möglich“, sagt Dr. Manfred Leberecht.
Auch die von der alten Bundesregierung versprochene „Schnellentnahme“ habe sich in der Praxis als untauglich erwiesen und sei vollständig gescheitert, so der Vizepräsident weiter.
„Wir Tierhalter stoßen an unsere Grenzen, was die Möglichkeiten des Herdenschutzes angeht. Wir brauchen unverändert und unabhängig von den geplanten rechtlichen Veränderungen heute schon dringend eine rechtssichere Lösung, um Problemwölfe nach wiederholten Rissvorfällen ohne Zeitverzug entnehmen zu können“, bekräftigt Susanne Petersen, Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes MV.
Nach wie vor steigt der Wolfsbestand in Mecklenburg-Vorpommern Jahr für Jahr an. Gab es 2018 noch sechs Rudel und ein Wolfspaar in Mecklenburg-Vorpommern, so werden für das Monitoringjahr 2023/2024 bereits 19 Rudel und zehn Paare genannt. Doch auch das Landwirtschaftsministerium geht offen davon aus, dass es sehr wahrscheinlich noch deutlich mehr Wölfe in MV gibt. Im Jahr 2024 gab es 77 Übergriffe, die dem Wolf zugeordnet werden müssen oder bei denen er als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann. Dabei wurden 309 Tiere getötet und 44 Tiere verletzt.
„Das ist eine beunruhigende und Sorgen bereitende Entwicklung für alle Weidetierhalter im Land“, so Susanne Petersen.
Der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband und der Bauernverband MV fordern daher die Bundesregierung auf, die nationale Bewertung und Meldung des Erhaltungszustandes des Wolfes auf einer Basis sicherzustellen, die der Realität Rechnung trägt. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Bundesregierung den Erhaltungszustand des Wolfes in Mecklenburg-Vorpommern mit 19 Wolfsrudeln oder in Brandenburg mit weit über 50 Rudeln und damit dem höchsten Wolfsbestand in ganz Europa als gefährdet einschätzt, wie es in einem Berichtsentwurf für 2025 heißen soll. Die Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes bleibe auch bei einer Absenkung des Schutzstatus für den Wolf in der FFH-Richtlinie der EU für ein umfassendes Bestandsmanagement relevant. Während in Deutschland schätzungsweise zurzeit 2.000 bis 3.000 Wölfe leben dürften, hat Schweden zum Beispiel beschlossen, den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes von 300 Tieren auf nur noch 170 Tiere abzusenken. Zum Vergleich: Schweden hat eine Landesfläche von rund 447.400 km² und ist damit sogar etwas größer als Deutschland mit 357.700 km².
Ebenso wichtig für den Schutz der Weidetiere sei weiterhin eine verlässliche Unterstützung von Herdenschutzmaßnahmen, sagt Susanne Petersen.
„Wir müssen unsere Tiere schützen und dafür viel zusätzliche Arbeit in Kauf nehmen, ohne eine hundertprozentige Sicherheit zu bekommen“, erläutert die Schafzüchterin.
„Wir bauen verstärkte Zäune, deren Funktionstüchtigkeit durch Zaunpflegearbeiten, wie zum Beispiel durch ständiges Ausmähen des Bewuchses, aufrechterhalten werden muss. Dort, wo es möglich ist, setzen wir Herdenschutzhunde ein.“ Allein deren Anschaffung, Ausbildung und tägliche Versorgung sei sehr zeit- und kostenaufwändig. „Dafür brauchen wir die verlässliche finanzielle Unterstützung vom Bund und dem Land, denn ohne diese sind die durch den Wolf verursachten Zusatzkosten nicht leistbar“, stellt Susanne Petersen heraus.
Noch für dieses Frühjahr planen die Verbände einen weiteren Workshop Herdenschutz, bei dem die Tierhalter sowohl über die technischen Voraussetzungen für den erforderlichen und angemessenen Zaunbau informiert werden, als auch über die dazu mögliche finanzielle Förderung durch das Land.
