Trotz Trockenheit – durchschnittliche Gerstenernte
Die Wintergerstenernte in Mecklenburg-Vorpommern fällt regional unterschiedlich aus. Während auf besseren Standorten gute Erträge erzielt wurden, bleibt die Lage in vielen Betrieben angespannt. Ursachen sind unter anderem unregelmäßige Niederschläge, hohe Betriebskosten und niedrige Erzeugerpreise.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Wintergerstenernte weitgehend abgeschlossen – und fällt vielerorts besser aus als zunächst befürchtet. Das Ertragsniveau entspricht dem langjährigen Durchschnitt. Die lange Trockenheit im Frühjahr hat nicht zu den befürchteten starken Einbußen geführt. Erste Auswertungen des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern zeigen: Die Gerstenbestände konnten sich regional erstaunlich gut behaupten, insbesondere auf besseren Böden mit guter Wasserspeicherfähigkeit.
„Die extreme Frühjahrstrockenheit hatte unsere Erwartungen an die Gerstenernte deutlich gedämpft. Umso erfreulicher ist es, dass viele Betriebe jetzt von stabilen bis zufriedenstellenden Ergebnissen berichten können“, erklärte Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
„Ein Grund zur Entwarnung ist das aber nicht – das Wetter bleibt der größte Unsicherheitsfaktor in der Landwirtschaft.“
Auf sandigen, leichten Standorten führte die lange Trockenphase in diesem Frühjahr von Februar bis Mitte Mai und die frühe Hitze ab Ende Juni teils zu Notreife und schwacher Kornausbildung. Besonders dort, wo kaum Niederschläge gefallen sind, fallen die Erträge unterdurchschnittlich aus. Auf besser versorgten Böden konnten die Bestände dagegen noch von späten Regenfällen profitieren.
„Wie sich die später reifenden Kulturen wie Weizen oder Raps entwickelt haben, bleibt abzuwarten“, so Trunk. Hier beginnt die Ernte erst in den nächsten Tagen.
Klimarisiken, Kosten und Krisen: Betriebe unter Druck
Auch wenn die ersten Ergebnisse bei der Gerste leicht über den Erwartungen der Landwirtinnen und Landwirte im Land liegen, sieht der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern keinen Anlass zur Entwarnung. Die regional stark unterschiedlichen Erträge und die immer häufigeren Wetterextreme machen deutlich, wie stark die Landwirtschaft bereits heute unter den Folgen des Klimawandels leidet. Vor diesem Hintergrund spricht sich Bauernpräsident Karsten Trunk für verlässliche und praxisnahe agrarpolitische Rahmenbedingungen aus, die den Betrieben langfristige Perspektiven eröffnen – auch mit Blick auf volatile Weltmärkte, immer weiter steigende Betriebskosten und zunehmende bürokratische Anforderungen.
„Gerade aktuell treiben uns massive Sorgen um“, so Trunk. „Seit dem Frühjahr fallen die Getreidepreise kontinuierlich. Teilweise lagen diese schon zum Erntestart unter dem Vorjahresniveau.“ Eine Trendwende sei aktuell nicht ersichtlich. „Dagegen befinden sich die Betriebsmittelpreise für Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz auf einem beständig hohen Niveau. Unter diesen Bedingungen ist der reine Marktfruchtbau aktuell betriebswirtschaftlich ein Verlustgeschäft.“
Erntebilanz aus Nordwestmecklenburg: Gerste überzeugt, Raps bleibt unberechenbar
Die Sorgen teilt auch Daniel Bohl, Vorstandsvorsitzender der Wariner Pflanzenbau eG. Der Betrieb im Landkreis Nordwestmecklenburg bewirtschaftet knapp 2800 Hektar Ackerfläche und 275 Hektar Grünland. 18 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. „Letzte Woche haben wir die letzte Gerste eingefahren“, berichtet Daniel Bohl. Nach dem trockenen Frühjahr hatte man im Unternehmen mit einer sehr schwachen Ernte gerechnet. „Dass wir die Gerstenernte nun mit einem leicht unterdurchschnittlichen Ergebnis beenden konnten, ist eine Erleichterung – allerdings auf niedrigem Niveau.“ Mit der Menge der geernteten Gerste ist Bohl nicht zufrieden. Die Qualität sei aber gut – das bestätigt auch das Labor. Es bescheinigt der Wariner Gerstenernte 2025 ein gutes Hektolitergewicht.
Ob das beim Weizen auch so sein wird? „Beim Weizen hat sich die Frühjahrstrockenheit auch ausgewirkt, zu einem guten Bestand fehlen ährentragende Halme. Ob er die Qualität eines Brotweizens hat, müssen wir abwarten. Aber ich rechne derzeit auch beim Weizen mit einer knapp durchschnittlichen Ernte“, zeigt sich Bohl nach der Frühjahrstrockenheit dennoch leicht zuversichtlich. Zurückhaltender ist er mit Blick auf den Raps: „Raps ist und bleibt eine Wundertüte. Hier weiß man nie so genau was die Ernte bringt.“
Strategischer Getreideverkauf mit Blick auf Börsen und Weltmarkt
Für einen Teil der Gerstenernte hat die Wariner Pflanzenbau eG mit Getreidehändlern bereits im Januar Kontrakte geschlossen. Damals waren die Preise noch deutlich höher. Der erste Teil des verkauften Getreides wurde bereits vom Betriebshof abgeholt. „Beim Rest warten wir ab“, beschreibt Daniel Bohl seine Strategie. Der Betrieb verfügt über moderne, gut belüftete Lager. Hier überdauert das Getreide „die Wartezeit“ bis zum Verkauf ohne Qualitätsverlust. Damit er den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf nicht verpasst, checkt Daniel Bohl täglich im Internet die Preise an den internationalen Getreidebörsen. „Zusätzlich schicken uns regionale Händler regelmäßig aktuelle Preisinfos per WhatsApp oder SMS.“ Darüber hinaus verfolgt der Landwirt täglich die internationale Nachrichtenlage und deren Auswirkungen auf den Weltmarkt. Aus all diesen Informationen versucht er dann für seinen Betrieb den besten Verkaufszeitpunkt zu finden.
Anbauumfang der Kulturen
Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern bearbeiten in diesem Wirtschaftsjahr rund 1,1 Millionen Hektar Ackerland. Auf 285 100 Hektar wächst Weizen (+2,6 Prozent), Gerste auf 139 800 Hektar Gerste (-1,8 Prozent) und Roggen auf 62 200 Hektar Roggen (+1,2 Prozent). Weitere Kulturen sind Triticale 10 600 Hektar (-16,9 Prozent), Körnermais mit 10 500 Hektar ((-4 Prozent) und Hafer mit 13 000 Hektar (+27,2 Prozent). Winterraps ist nach dem Getreide mit 184500 Hektar (-1,8 Prozent) die bedeutendste Fruchtart. Silomais wird auf einer Fläche von 139 700 Hektar (-2,6 Prozent) sowie Zuckerrüben auf 29 900 Hektar (-11 Prozent) angebaut.

Eindrücke von der Pressekonferenz













