Landwirte produzieren Milch auf hohem Tierwohl-Niveau

Coronavirus - Milchbauern kämpfen ums Überleben
06.04.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Jördenstorf: Milchkühe stehen in einem Stall des Landwirtschaftsbetriebes Helms. Der Milchpreis ist für Erzeuger mal wieder im Keller. Aus der Sicht von Landwirt Henning Helms missbraucht der Handel seine Marktmacht. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Verband Freie Bauern sehen einen der Gründe in der Corona-Krise. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Milchkühe in Mecklenburg-Vorpommern geben nicht nur jedes Jahr mehr Milch, ihnen geht es auch von Jahr zu Jahr besser.

„Die Landwirte in MV produzieren Milch auf hohem Tierwohl-Niveau“,

sagt Jennifer Löbel, Doktorandin und Dozentin an der Hochschule Neubrandenburg. In den vergangenen drei Jahren hat sie gemeinsam mit einem Kollegen 53 Stallungen in 34 Betrieben in MV, Brandenburg und Schleswig-Holstein auf Tierwohl in einer zukunftsorientierten Milchviehhaltung im Hinblick auf eine längere Nutzungsdauer untersucht und einen klaren positiven Trend festgestellt. „Die Bedingungen für die Milchkühe werden Jahr für Jahr besser“, fasst die Landwirtin zusammen. Besonders im Bereich der Ställe zeigen sich die positiven Veränderungen deutlich.

„Es gibt mehr Luft, mehr Licht und größere Liegeplätze in den Ställen“, beschreibt Jennifer Löbel. In den meisten Betrieben werden die Boxen nach jedem Melkvorgang gereinigt, etwa alle zwei Wochen werde neu eingestreut und auch die Laufgänge werden stündlich abgeschoben oder per Spalten sauber gehalten. Diese Faktoren gehörten zum normalen Alltag. „Die Tiere sind sauberer, das sieht man an den Beinen, dem Euter, dem Schwanzbereich. Mittlerweile wird der größte Fokus auf die Boxenhygiene gelegt. Das ist einfach kein Vergleich mehr zu früher“,

so die Doktorandin, die neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch Milchviehbetriebe berät.

Ein weiterer positiver Trend in der Milchviehhaltung zeigt sich in der Weidehaltung, die mittlerweile auch durch das Programm „Sommerweide“ gefördert wird.

„Immer mehr Betriebe nehmen den hohen bürokratischen Aufwand auf sich und opfern ihre Ackerfläche, um die Tiere draußen zu lassen oder auf die Tagesweide zu führen“, sagt Jennifer Löbel. Auch die steigende Umstellung auf Robotik habe das Potential, zu mehr Tierwohl beizutragen. „Die Technik unterstützt die Melker, schneller negative Faktoren im Euterbereich festzustellen und noch schneller zu handeln.“

Löbels Forschungen haben außerdem gezeigt, dass es für mehr Tierwohl in der Milchviehhaltung nicht unbedingt neuer Ställe bedarf. In Mecklenburg-Vorpommern seien beispielsweise die alten 1930er DDR-Bauten sehr verbreitet. „Die Landwirte haben dort die Dächer weiter aufgemacht, die Wände aufgemacht und mehr Plätze geschaffen. Hier kann Tierwohl ebenso funktionieren wie in neuen Stallbauten.“

Auch die steigende Milchleistung gehe mit den gestiegenen Ansprüchen ans Tierwohl einher. „Die Milchviehbetriebe, die es noch gibt, produzieren 30 Liter. Das können die Tiere nur leisten, weil sie gesund sind“, so Jennifer Löbel.

Trotz dieses Engagements für Tierwohl erhalten die Milchbauern derzeit nicht mal 30 Cent pro Liter Milch.

„Das ist beschämend und bringt viele Milchbauern in Existenznot“, sagt Bauernpräsident Detlef Kurreck anlässlich des Tages der Milch, der seit 1957 in jedem Jahr am 1. Juni begangen wird. „Zur Wertschätzung eines Lebensmittels wie der Milch gehöre auch ein kostendeckender Preis, von dem auch der Erzeuger etwas hat.“ Durch die Corona-Pandemie bedingt, seien in den vergangenen Wochen in den Supermärkten die Preise für viele Lebensmittel erheblich gestiegen. „Bei den Landwirten kommt von diesem Geld jedoch nichts an. Im Gegenteil. Die Erzeugerpreise für Milch, Rind- und Schweinefleisch sind heute niedriger als vor Beginn der Corona-Krise“,

kritisiert der Bauernpräsident. Dabei habe die Krise gezeigt, wie wichtig regional erzeugte Lebensmittel für eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung sind. 

In Mecklenburg-Vorpommern werden 486 699 Rinder gehalten. Davon sind 161 895 Milchkühe in 402 Betrieben.  Noch vor fünf Jahren wies die Statistik 182 508 Milchkühe in 633 Betrieben aus. Das heißt, der Bestand der Milchkühe hat in den vergangenen fünf Jahren um etwa 11 Prozent abgenommen.

Leistungen einer Milchkuh

Im Durchschnitt frisst eine Milchkuh 45 Kilogramm Futter am Tag. Dieses Futter setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen, wie z.B. Mais- und Grassilage, Weizen-, Mais- und Rapsschrot und Mineralfutter zusammen. Daraus kann eine Milchkuh 22 Liter Milch produzieren. Diese 22 Liter Milch ergeben z.B. 22 Liter Trinkmilch oder Joghurt oder 5 Päckchen Butter oder 2,5 kg Schnittkäse oder 2 kg Magermilchpulver.

An 305 Tagen im Jahr geben die Milchkühe in MV bis zu 30 Liter Milch täglich.

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