Landwirte aus M-V protestieren bei Landwirtschaftsministerin Klöckner mit branchenübergreifender Solidarität

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DBV-Generalsekretär Krüsken: „Fünf vor 12 für die Sauenhaltung“

BV MV-Präsident Kurreck: „Strukturwandel stoppen. Jedes vierte Mastschwein kommt aus dem Ausland!“

Die Schweinezüchter in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb schrieben viele schweinehaltende Betriebe im Land einen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, mit u.a. diesen Worten:

„Sehr geehrte Frau Ministerin, Schweinehalter stehen mit dem Rücken zur Wand! Ob Ferkelkastration, das drohende Verbot der herkömmlichen Kastenstände für Sauen im Deckzentrum oder den Kupierverzicht, die Ferkelerzeugung in Deutschland wird allein durch diese Vorgaben deutlich teurer.

Deutschland setzt, wie so oft, die EU-Regelungen strenger durch als andere EU-Staaten oder gar Drittländer. So kommt es, dass schon 2017 11,5 Millionen Ferkel importiert wurden. Damit hat schon fast jedes vierte Schwein, das hierzulande gemästet wird, einen anderen Ursprung als Deutschland. Und der Selbstversorgungsgrad von Ferkeln in Deutschland wird weiter sinken.“

Immer höhere Hürden drücken die Wettbewerbsfähigkeit, das macht sich heute schon in einem Strukturwandel bemerkbar: Allein in Mecklenburg-Vorpommern werden 2 Millionen Schweine weniger als noch vor knapp 30 Jahren gehalten. Es gibt nur noch 170 Schweinehalter im Land, deren Motivation auch deshalb sinkt, weil sie sich einer extremen Stimmungsmache ausgesetzt fühlen und den politischen Rückhalt vermissen.

Die Forderung des Bauernverbandes und der Schweinebauern sind ein Mehr an verlässlicher Politik und der Erhalt der Schweinehaltung. „Wenn die Bundespolitik nicht jetzt deutliche Signale für den Erhalt hiesiger Sauenbestände gibt, fürchten wir weitere Betriebsaufgaben bei unseren Kollegen“, sagt Detlef Kurreck, der ebenfalls einen Brief an die Bundeslandwirtschaftsministerin schickte.

„Vor allem bei der Ferkelkastration brauchen meine Berufskollegen endlich einen Weg, der nicht nur Akzeptanz beim Verbraucher findet, sondern auch noch betriebswirtschaftlich vertretbar ist. Kurzum: wir brauchen für die Schweinehaltung die lokale Betäubung durch den Landwirt. Die Zeit läuft!“

Bemerkenswert sind die Solidarität und die Welle, die der Aufruf aus Mecklenburg-Vorpommern geschlagen hat: „Unabhängig vom Produktionsschwerpunkt schrieben vom Marktfruchtbauern bis zum Pferdezüchter verschiedenste Landwirte im Land einen Brief an Julia Klöckner. Ich bedanke mich bei all diesen für ihr solidarisches Engagement im Ringen um die Existenzen ihrer Kollegen!“, sagt Kurreck.

Schließlich wurde die Aktion auch durch den Bauernverband Brandenburg weitergetragen. Auch dort schickten viele Mitglieder einen Brief nach Berlin.

Anlässlich der Agrarministerkonferenz in Münster forderte auch der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, heute Lösungen für die Schweinebauern in Deutschland. „Vor allem für die Sauenhalter ist es fünf vor 12. Unsere Betriebe stehen voll im innereuropäischen Wettbewerb, müssen den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration und dem Kupieren der Schwänze bewältigen und sollen nun gleichzeitig neue Anforderungen für ihre Stallanlagen umsetzen. Bei aller Notwendigkeit, die Schweinehaltung weiterzuentwickeln: Das wird viele bäuerliche Betriebe in den Ausstieg treiben und den ohnehin schon laufenden Exodus der Ferkelerzeugung in andere europäische Länder massiv beschleunigen“, erklärt Krüsken. Es gelte, ein Gleichgewicht zwischen der Investitionssicherheit für neue Ställe und für Investitionen in höhere Tierwohlstandards auf der einen und einer Perspektive für bestehende Betriebe auf der anderen Seite zu finden. Die Agrarministerkonferenz müsse dies insbesondere bei der Neuregelung der Anforderungen für Kastenstände und Abferkelbuchten und durch die Schaffung weiterer Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration berücksichtigen. „Wir brauchen praktikable Lösungen mit echtem Mehrwert für den Tierschutz“, so Krüsken.

Der DBV-Generalsekretär drängt auch auf bessere Rahmenbedingungen für Investitionen in mehr Tierwohl und eine bessere Tierhaltung. Die bau- und umweltrechtliche Genehmigungspraxis sei in vielen Regionen zu einem „nahezu unüberwindbaren Hindernis“ geworden. Die Folge ist eine große Verunsicherung bei den Tierhaltern sowie eine erhebliche Beeinträchtigung der Bereitschaft zu solchen Investitionen. „Wenn es hier keine Vereinfachungen im Genehmigungsrecht gibt, ist der Weg zu mehr Tierwohl blockiert.“

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