Herzlich willkommen im Land der weiten Felder

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Foto: St. Lanin

Bauernverband startet Imagekampagne

Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern verstehen sich als verantwortungsbewusste Landschaftsgestalter
„Herzlich willkommen im Land der weiten Felder und grünen Weiden“ – mit einer Plakataktion begrüßen die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern pünktlich zu Ferienbeginn die vielen Urlauber, die nach dem monatelangen, coronabedingten Reiseverbot jetzt ihre Ferien im Land verleben möchten. Mit sieben verschiedenen Motiven heißen die Landwirte die Gäste an 200 Orten im Land willkommen und verweisen auf ihre Leistungen zur Pflege der einmaligen mecklenburg-vorpommerschen Landschaft. Dabei werden die bis an den Horizont reichenden Felder und Weiden genauso thematisiert, wie Blühflächen und die einzigartigen Sonnenuntergänge vor malerischen ländlichen Kulissen.
„Vielen Urlaubern ist nicht bewusst, dass diese Landschaft ohne Pflege in relativ kurzer Zeit zuwächst und verwildert“, sagt Dr. Heike Müller, Vizepräsidentin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern.  „Mit ihrer Arbeit auf den Feldern und Weiden sorgen die Landwirte nicht nur für hochwertige Lebensmittel, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Pflege der vielseitigen Landschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Leistung werde häufig unterschätzt.“
Doch würden die Landwirte die Wiesen, Weiden und Felder nicht mehr pflegen, käme das der öffentliche Hand sehr teuer zu stehen, so die Vizepräsidentin. Außerdem müsse man sich auch bewusst machen, dass ein wesentlicher Teil der heute als schützenswert geltenden Vielfalt an Arten und Biotopen in der europäischen Kulturlandschaft Ergebnis einer vielfältigen landwirtschaftlichen Nutzung über Jahrhunderte hinweg sei. Ein Beispiel dafür ist der Rotmilan, der für seine Jagd die Tierwelt des bewirtschafteten Ackerlandes zwingend benötigt. An vielen Stellen leisten die Landwirte mit der Pflege der heutigen Kulturlandschaft einen Beitrag für Biodiversität und Insektenschutz. So schaffen beispielsweise viele landwirtschaftliche Betriebe auf ihren Acker- und Grünlandflächen geeignete Lebensräume für Insekten. Die Blühstreifen und -flächen fallen Urlaubern und Einheimischen dabei besonders ins Auge. Steffen Knust vom Müritzhof in Sembzin, der in der Nähe der Müritz 280 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet, hat bislang im Rahmen eines Umweltprogrammes auf 13 Hektar Blühstreifen für Bienen und Insekten angelegt. In diesem Jahr möchte er die Blühflächen in seinem Betrieb vergrößern. Dabei setzt er auf Blühpatenschaften, die von Privatpersonen aber auch Unternehmen abgeschlossen werden können.
„Mit einem Euro pro Jahr und Quadratmeter können sich die Teilnehmer beteiligen“, erklärt der Landwirt.
Die Fläche jeder abgeschlossenen Blühpatenschaft verdoppelt Steffen Knust dann auf eigene Kosten. Das bedeutet jede Menge zusätzliche Nahrungsangebote und Rückzugsmöglichkeiten für Insekten.
„Die Blühpatenschaften stoßen auf eine gute Resonanz“, zieht der Landwirt eine erste Bilanz.
Besonders freut ihn, dass unter den neuen Blühpaten eine Reihe Urlauber sind, die hier während ihrer Ferien den Entschluss gefasst haben, etwas für den Insektenschutz zu tun. Ein Gast aus Niedersachsen habe sogar die Patenschaft für 250 Quadratmeter Blühfläche übernommen, und das gleich für drei Jahre. Die benachbarte Agrargesellschaft Sietow GmbH beteiligt sich an der Agrarumweltmaßnahme „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“. Das Programm zielt auf einen Anbau möglichst vieler unterschiedlicher Kulturen innerhalb eines Betriebes ab. Dadurch soll die biologische Vielfalt erhöht und ein Beitrag zum Boden- und Klimaschutz sowie zur Erhaltung der Kulturlandschaft geleistet werden.
„Mit der Teilnahme am Programm verpflichten wir uns, fünf Jahre lang mindestens fünf Hauptkulturen anzubauen, wobei mindestens zehn Prozent der Ackerfläche mit Leguminosen, also Eiweißpflanzen wie Erbsen, Bohnen oder Luzerne, zu bestellen sind“, erklärt Jan-Henrik Rust, Verwalter der Agrargesellschaft Sietow und Vorsitzender des Bauernverbandes Müritz.
„Die Entscheidung für eine so vielfältige Fruchtfolge treffen wir bei dem hohen Anteil schwacher Böden in der Region nicht aus wirtschaftlichen Gründen“, räumt Jan-Henrik Rust ein.
Ausschlaggebend seien die nachweislich positiven Aspekte dieses Programms für Natur und Umwelt.
„Wir nehmen den Auftrag der Gesellschaft für mehr Umweltschutz sehr ernst und setzen uns in unserer täglichen Arbeit für die Vielfalt der Tiere und Pflanzen ein“, unterstreicht Vizepräsidentin Dr. Heike Müller. „Wir haben die fachliche Expertise und Erfahrung, um Maßnahmen effizient und sinnvoll umzusetzen, ohne dabei die ökonomischen und sozialen Aspekte aus den Augen zu verlieren.“
Die Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes können im Agrarbereich nur in einem praxisnahen Miteinander von Landwirten, Wissenschaftlern und Politikern gemeistert werden.
In nahezu jedem Landwirtschaftsbetrieb in MV werden bereits heute Maßnahmen für mehr Biodiversität und Insektenschutz durchgeführt:
  • Landwirte setzen im Jahr 2021 auf 416 00 Hektar im Land Mecklenburg-Vorpommern Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen um. Das sind ca. 31 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Mecklenburg-Vorpommern. Das Spektrum der Maßnahmen reicht von ökologischen Anbauverfahren über eine extensive Grünlandnutzung, die Anlage von Gewässer- und Erosionsschutzstreifen sowie Blühflächen bis hin zu vielfältigen Kulturen im Ackerbau.
  • Auf mehr als 12 000 Hektar im Land legen Landwirte Blühflächen und -streifen an. Damit haben sich die Blühflächen im Land in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt.
  • Zusätzlich werden viele freiwillige Aktionen von Landwirten realisiert, z.B. die Anlage von Lerchenfenstern, Gelegeschutz und Wildtierrettung beim Mähen oder auch die Bereitstellung von Blühflächen, an denen sich jedermann beteiligen kann.
  • Die vielen Stall- und Wirtschaftsgebäude in landwirtschaftlichen Betrieben sind ein Refugium und bieten Brutmöglichkeiten für Vögel wie Schwalben bzw. Fledermäuse.
  • Grünlandnutzung durch Weidetierhaltung bildet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, für den Klimaschutz und die Landschaftspflege. Viele Landschaftstypen wie das Grünland an der Mecklenburger Seenplatte oder Salzgraswiesen an der Ostsee können nur durch die Beweidung mit Wiederkäuern erhalten werden. Nachweislich ist eine Beweidung zudem für den Artenschutz effektiver als eine reine Mahd. Die Tiere halten die Landschaft offen, was Wiesenbrütern wie Braunkehlchen zugutekommt. Zusätzlich ist Dung ein perfektes Biotop für Insekten, die wiederum Nahrung für verschiedene Vogelarten sind. Auf extensiv beweideten Flächen wachsen seltene Pflanzen, auch bestimmte Orchideenarten.
 
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