Fachaustausch zu F.R.A.N.Z. in Zinzow

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Biodiversität als Produktionszweig

Die Disteln blühen auf dem Acker bei Zinzow. „Als Landwirt will ich das so natürlich nicht haben“, beschreibt Marco Gemballa, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Zinzow. Als Betriebsleiter eines von zehn Demonstrationsbetrieben innerhalb des F.R.A.N.Z.-Projektes verbucht er die gut drei Hektar jedoch als Erfolg.

„In dieser Natura 2000-Fläche liegen drei Sölle. Rotbauchunke und Kammmolch sind hier heimisch“, erläuterte er den Besuchern, die in der vergangenen Woche beim Fachaustausch zum F.R.A.N.Z.-Projekt angereist waren. Ein Biotopverbund sorge nun dafür, dass die Amphibien zwischen den Söllen ungestört wandern können.

„Wir hoffen, damit die Population dauerhaft stabil zu halten“, so Marco Gemballa. „Außerdem haben wir ein großes Interesse daran, dass sich alle möglichen Insekten, Feldvögel und Feldhasen hier wohl fühlen.“


Biologische Vielfalt fördern und gleichzeitig nachhaltig und wettbewerbsfähig Landwirtschaft zu betreiben – darum geht es im F.R.A.N.Z.-Projekt der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz und des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Dass hier eine Umweltstiftung und eine landwirtschaftliche Interessenvertretung auf Augenhöhe zusammenarbeiten sei absolut bemerkenswert, wie Steffen Pingen vom DBV den Tagungsteilnehmern in Zinzow erklärte. Denn die Maßnahmen haben hohe Ansprüche an beide Seiten: Sie fördern nachweislich Biodiversität und sind praxistauglich für die Betriebe. Rund 20 Interessierte informierten sich in Zinzow in Vorträgen und Feldrundgängen über das spannende Konzept.


„Wir betrachten Biodiversität mittlerweile als einen Produktionszweig“, sagt Marco Gemballa.

Die Gegebenheiten am Standort der Zinzower Agrargesellschaft sind nicht einfach: Wenig Niederschlag, leichte Böden mit durchschnittlich 29 Bodenpunkten und in sich heterogene Schläge mit eiszeitlicher Prägung haben gezeigt, dass der Betrieb neben Rentabilität auch auf Stabilität setzten muss. „Und da kommt F.R.A.N.Z. uns zugute“, so Marco Gemballa. „weil wir auf 10 % der Fläche weder ein Ertrags- noch ein Preisrisiko eingehen.“


Die finanzielle Seite der Projekte behält Anika Bosse vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft im Blick. In Zinzow rechnete sie vor, dass die Maßnahmen vom Feldvogelstreifen im Mais bis zum Insektenwall zwischen 400 und 850 Euro/ha kosten. Dabei sind die Opportunitätskosten zur Kultur, die sonst auf der Fläche angebaut und geerntet werden würde, berücksichtigt.

"Wir brauchen attraktive Umweltmaßnahmen, die funktionieren und mit denen Landwirte Geld verdienen können“, brachte es Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV, auf den Punkt.

Die Politik fordere, dass Landwirtschaft mehr Umwelt- und Insektenschutz, mehr Biodiversität leisten soll. „Doch keiner spricht über die Kosten oder darüber, dass auf diesen Flächen auch Nahrungsmittelproduktion stattfinden kann.“ F.R.A.N.Z. zeige, wie sich die Ziele miteinander verknüpfen lassen. Aufgabe der Politik sei es, die sinnvollen und praktikablen Maßnahmen in geeignete Förderprogramme zu übertragen.

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