Bauernverband fordert Planungssicherheit für Sauenhalter

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Eine klare Perspektive für die Ferkelerzeuger im Land fordert der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern.

„Damit die Sauenhaltung in MV eine Zukunft hat, müssen die Landwirte endlich Planungssicherheit bekommen“, sagt Bauernpräsident Detlef Kurreck vor dem Hintergrund der ausstehenden Bundesrats-Entscheidung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.

Über den neuen Entwurf für den Ausstieg aus der Kastenhaltung soll voraussichtlich am 3. Juli im Bundesrat abgestimmt werden.

„Das muss jetzt endlich festgezurrt werden, in dieser Unsicherheit können wir nicht wirtschaften“, betont Stefan Wille-Niebur, der in Liessow bei Schwerin 700 produktive Sauen hält. „Wenn wir das Thema anpacken, dann richtig – und mit vernünftigen Übergangsfristen“, so der Fachausschuss-Vorsitzende beim Bauernverband MV.

Dem aktuellen Entwurf nach müssen Kastenstände innerhalb der Übergangsfrist so gebaut sein, dass sich die Sauen seitlich ausstrecken können ohne an ein bauliches Hindernis zu stoßen. Zudem soll die Verweildauer im Kastenstand und im Ferkelschutzkorb verkürzt sowie die Abferkelbuchten vergrößert werden. Alle Maßnahmen erforderten Umbauten und Investitionen in die Ställe, die Zeit brauchen. Da die Tiere künftig mehr Platz brauchen, müssen die Landwirte bei gleichem Bestand zusätzliche Ställe bauen. Von der ersten Idee bis zur Stallabnahme vergingen laut Bauernverband mit allen Genehmigungsverfahren rund zehn Jahre. An vielen Standorten in MV sei das jedoch gar nicht möglich, weil das Baurecht und das Bundesimmissionsschutzgesetz dem zuwiderliefen, so die Experten des Bauernverbandes.

Der Bauernverband kritisiert zudem den Alleingang Deutschlands in Bezug auf die Kastenstandhaltung von Sauen. Die Betriebe agierten auf dem innereuropäischen Markt, in dem sie unter Maßgabe der neuen Regelungen allerdings nicht mehr bestehen könnten.

„Wenn wir diese Regelungen in Deutschland wollen, müssen wir aufpassen, dass die Betriebe das auch überleben können“, so Stefan Wille-Niebur. Es drohe die Folge, dass immer mehr Sauenhalter aufgeben. „Wenn die Gesellschaft den kompletten Ausstieg aus der Ferkelerzeugung will, sollte sie das ehrlich sagen und den Betrieben zum Beispiel mit einer Ausstiegsprämie ermöglichen, mit einem blauen Auge davonzukommen.“

Mit den „Drei Ks“ – Kastenstand-Ausstieg, Kastration und Kupierverbot – stehen Sauenhalter im Land vor einer großen Gemengelage von neuen Anforderungen, die sie im europäischen Wettbewerb deutlich benachteiligen. Das Land laufe Gefahr, dass immer mehr Ferkelerzeuger aufgeben oder auf Schweinemast umstellen. Dr. Jörg Brüggemann, Fachkoordinator für Schweinehaltung bei der LMS Agrarberatung, geht mittelfristig von einem Rückgang des Selbstversorgungs-Grades bei Schweinefleisch von circa 120 Prozent auf 70 Prozent in Deutschland aus. Seiner Erfahrung nach führen die Regelungen außerdem zu einer Verschärfung des Strukturwandels zugunsten weniger großer Betriebe und zulasten kleiner, regionaler Kreisläufe.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach Aussagen der LMS Agrarberatung circa 85 Betriebe, die zwischen 100 und 10.000 Sauen halten. Insgesamt werden etwa 82.000 produktive Sauen in MV gehalten.

Hintergrund:

Anfang Juni hatte der Bundesrat die Entscheidung über einen Kompromiss-Vorschlag, der von den Landwirtschaftsministern Nordrhein-Westfalens und Schleswig-Holsteins erarbeitet wurde, erneut vertagt. Der Kompromiss erreichte in einer Probeabstimmung vor Beginn der Plenarsitzung keine Mehrheit. Die Länder mit grüner Regierungsbeteiligung sollen den Vorschlag nicht mitgetragen und sich daher enthalten haben – ein Affront gegenüber dem schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht, der den Kompromiss mit der nordrhein-westfälischen Amtskollegin Ursula Heinen-Esser erzielt hatte. Die Hängepartie für die Ferkelerzeuger, die durch das Magdeburger „Kastenstand-Urteil“ von 2015 und die daraus resultierende Rechtsunsicherheit entstanden sind, dauert damit weiter an.

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