Große Resonanz beim Arbeitskreis Unternehmerinnen

Schnell in die Gummistiefel schlüpfen und in den Arbeitstag auf dem Hof starten – das klingt so einfach und alltäglich. Doch dann steckt da die Barbie im Schuh, wie Inka Müller-Scheeßel beim ersten Netzwerktreffen des Arbeitskreises Unternehmerinnen im Bauernverband MV als eindrückliches Bild zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in der Landwirtschaft beschrieb. Die Barbie im Gummistiefel steht für ein Leben mit Kindern auf dem Hof, „dass man ständig Dinge an ungewöhnlichen Orten findet, aber das Wichtige, das man sucht, eigentlich nie. Oder zumindest nicht dann, wenn man es braucht.“ Sie steht auch für die Herausforderung, als Betriebsleiterin über Kredite, Investitionen, Verkäufe und das Wohl der Mitarbeiter zu entscheiden und gleichzeitig Kinder beim Aufwachsen zu begleiten. Sie steht für die endlose Care-Arbeit und die Zeit im Stall, für große Anstrengungen, Kämpfe, Durchhaltevermögen und für ein oft schlechtes Gewissen.

„Familienbetrieb – das klingt in dem Wort immer so gut vereinbar“, sagte Inka Müller-Scheeßel. In der Realität sei das leider oft nicht so, wie auch die anderen Referentinnen und Arbeitskreis-Mitglieder bestätigten.

Knapp 35 Frauen waren zum neu gegründeten Arbeitskreis Unternehmerinnen auf das Gut Bütow gekommen, um Verbandsarbeit mit dem Schwerpunkt auf der weiblichen Perspektive anzugehen. Zahlreiche weitere Frauen hatten im Vorfeld Interesse an der Mitarbeit angemeldet, konnten den Termin aber nicht wahrnehmen.

„Es freut mich sehr, dass es so eine große Nachfrage gibt“, sagte Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV und Initiatorin des Arbeitskreises Unternehmerinnen.

Die hohe Beteiligung und die engagierte Mitarbeit vor Ort zeigten, dass der Bedarf nach einem Austausch- und Arbeitsforum für Frauen in landwirtschaftlichen Unternehmen da sei.

Gemeinsam mit den anderen Impuls-Geberinnen, neben Inka Müller-Scheeßel war Staatssekretärin Elisabeth Aßmann sowie MAZ-Geschäftsführerin Christin Mondesi vor Ort, zeigte Sabine Firnhaber auf, wo sich Frauen in Betrieben und der Verbandsarbeit wiederfinden: Im Büro, im Haushalt, im Hauptamt. So sind mehr als 70 Prozent der Referentinnen und Kreisgeschäftsführer weiblich. Der Landesvorstand bestehe jedoch zu 90 Prozent aus Männern.

„Man könnte zugespitzt sagen: Arbeit trauen wir den Frauen zu, aber die Macht bleibt bei den Männern.“

Diese Beobachtung untermauerte auch Elisabeth Aßmann unter anderem mit Daten aus der Landfrauenstudie: 72 Prozent der Frauen arbeiteten an strategisch entscheidenden Positionen im landwirtschaftlichen Unternehmen. Dem stünden jedoch nur noch 11 Prozent an Betriebsleiterinnen gegenüber.

„Das heißt, sie arbeiten zwar an Schlüsselpositionen, aber der Laden gehört ihnen nicht“, so die Staatssekretärin.

Zudem müssten sie härter arbeiten sowie mehr Kompetenz und Autorität beweisen, um Positionen auf Führungsebenen zu erhalten, wie Christin Mondesi, Geschäftsführerin der MAZ Mühlengeez GmbH, hinzufügte. Deshalb sei sie nach anfänglicher Ablehnung mittlerweile Befürworterin der Frauenquote und setze sich für die Stärkung von Frauen in Unternehmen ein.

Welche Rahmenbedingungen Frauen noch brauchen, um gleichberechtigt Zugang zu Führungspositionen und Ehrenämtern zu haben, diskutierten die Teilnehmerinnen beim Arbeitskreis Unternehmerinnen leidenschaftlich und ideenreich. Als zukünftige Themenschwerpunkte der Arbeitskreis-Arbeit definierten sie Politik, Weiterbildung und Vernetzung. So sind beispielsweise ein Austausch mit weiblichen Landtagsabgeordneten, Workshops zur Debattenkultur, Veranstaltungen zu den besonderen Bedürfnissen weiblicher Mitarbeiterinnen und Informationssammlungen zu Unterstützungsmöglichkeiten in persönlichen und betrieblichen Krisen angedacht. Die Mitglieder des Arbeitskreises planen, sich vierteljährlich auf Betrieben von Landwirtinnen zu treffen.

Um die Vereinbarkeit von Betrieb, Familie und Ehrenamt zu erleichtern, wählten die Teilnehmerinnen einstimmig eine Doppelspitze im Vorsitz. So werden künftig Maxi Weinreich, Geschäftsführerin des Landgut Grapzows, sowie Vizepräsidentin Sabine Firnhaber den Arbeitskreis leiten und als Delegierte am Fachausschuss Unternehmerinnen auf DBV-Ebene teilnehmen. Den stellvertretenden Vorsitz übernehmen Insa Peters vom Agrarbetrieb Klefer und Inka Müller-Scheeßel vom Gut Bütow.

Wer Interesse an der Mitarbeit im Arbeitskreis hat, kann sich unter info@bv-mv.de melden.

Ansprechpartner Referat
Bild von Stefanie Lanin
Stefanie Lanin Pressesprecherin