Frühjahrsmahd: Landwirte und Jäger retten gemeinsam Rehkitze und Bodenbrüter

Rehkitz@Rieckhoff
Susanne Rieckhoff
Wenn im Frühjahr das Gras auf den Wiesen wächst, dann beginnt für die Landwirte die Ernte des nährstoffreichen Futters für ihre Tiere. In dieser Zeit ist die Natur eine riesige Kinderstube. Rehkitze, Junghasen und Bodenbrüter wie Feldlerche oder Kiebitz sind durch die Frühjahrsmahd besonders gefährdet. Rehkitze zum Beispiel folgen ihrem Instinkt und bleiben regungslos im hohen Gras liegen – ein Verhalten, das sie vor Fressfeinden schützt, jedoch beim Mähen zur tödlichen Falle werden kann. Jägerschaft und Landwirte engagieren sich deshalb in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam für die Jungwildrettung. Sie setzen Drohnen mit Wärmebildtechnik ein und spüren damit die Jungtiere im hohen Gras auf und bringen sie anschließend in Sicherheit. „Das ist die effektivste Suchmethode. Mittlerweile gibt es in allen Kreisen Mecklenburg-Vorpommerns spezialisierte Drohnen-Teams, die Landwirtinnen und Landwirte bei der Wildtierrettung unterstützen“, erklärt Jan Grundmann, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied im Vorstand der Deutschen Wildtierrettung. Mittlerweile seien knapp 40 Teams aktiv, die mit Wärmebildkameras Wiesen frühmorgens absuchen. 2021 waren es gerade einmal vier Teams.

Mehr als 2500 Tiere gerettet

Die Teams bestehen aus Ehrenamtlichen – der überwiegende Teil kommt aus der Jägerschaft – viele von ihnen nehmen Urlaub oder gehen direkt nach dem Einsatz zur Arbeit. Die Organisation läuft meist über WhatsApp-Gruppen: Am Vorabend wird geplant, am frühen Morgen gegen 4 Uhr geht es los. Ein Teammitglied steuert die Drohne, andere koordinieren sich per Funk, sichern entdeckte Kitze mit Kisten, Körben oder Windschutzringen und bringen sie in Sicherheit. „2024 konnten so etwa 2500 Rehkitze, 100 Junghasen, 30 Rotkälber und 50 Damkälber, so wie auch Gelege von der Feldlerche, Stockente, Kranich und Fasan vor dem Mähtod bewahrt werden. Im Durchschnitt wurde auf 8 Hektar ein Rehkitz gefunden. Es zeigt sich allerdings, dass auch viele bedrohte Arten gefunden wurden“, so Grundmann. „Diese gute Zusammenarbeit ist gelebter Tier- und Artenschutz“, betont Marco Gemballa, Vizepräsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. „Der Einsatz von Drohnen, anderen Vergrämungsverfahren sowie das ehrenamtliche Engagement von Jägerinnen, Jägern, Bäuerinnen und Bauern machen diesen Erfolg möglich.“

Mehr Rettungs-Teams werden benötigt

Es würden jedoch noch viel mehr solcher Rettungs-Teams benötigt, werben Jan Grundmann und Marco Gemballa für neue Mitstreiter. Der Appell von Bauernverband und Landesjagdverband richtet sich daher an alle landwirtschaftlichen Betriebe, sich bei der Deutschen Wildtierrettung zu registrieren – auch, wenn sie bereits mit eigener Drohne arbeiten. Das verbessere die Koordination, ermögliche politische Unterstützung und erhöhe die Wirksamkeit von Förderprogrammen. Landwirte können zusätzlich helfen, indem sie frühzeitig ihre Mahdtermine bekanntgeben, sich finanziell beteiligen – etwa mit einer Patenschaft über die Deutsche Wildtierrettung für örtliche Teams – oder selbst in eine Drohne investieren. Kontakte zu den lokalen Drohnenteams und Infos zu den Patenschaften finden Landwirte und Jäger über die Internetseite der Deutschen Wildtierrettung (www.deutsche-wildtierrettung.de) und über die Kreisjägerschaften. Landesjagdverband und Landesbauernverband betonen ausdrücklich, dass Tierwohl und der Artenschutz sowohl der Landwirtschaft als auch der Jägerschaft sehr am Herzen liegen. Beide handeln verantwortungsvoll und engagieren sich gemeinsam. Zahlreiche Helfer, Unterstützer und Interessierte zeigen darüber hinaus, wie wichtig dieses Thema der Gesellschaft ist.  
Ansprechpartner Presse
Bild von schipke
Bettina Schipke Pressesprecherin 0395 4309212