Bauerntag 2025: Zukunft der Landwirtschaft erfordert einen Kurswechsel in der Politik

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Verlässliche Rahmenbedingungen für Ackerbauer und Tierhalter im Land, gezielte Investitionen im ländlichen Raum, weniger Bürokratie und mehr Wettbewerbsgleichheit auf dem europäischen Agrarmarkt – diese Schlagworte bestimmten heute die Diskussion auf dem Bauerntag des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. 133 Delegierte der insgesamt 15 Regionalverbände waren zu der Veranstaltung nach Linstow gekommen, um aktuelle Fragen der Verbandsarbeit zu diskutieren und gemeinsame Positionen zu agrarpolitischen Themen zu finden.

„Es ist höchste Zeit zum Handeln“, sagte Bauernpräsident Karsten Trunk mit Blick nach Berlin, wo aktuell die Koalitionsgespräche zwischen der CDU und der SPD laufen.

Die Zusage des Agrardiesels allein reiche nicht aus, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Landwirtschaft zu gewährleisten. „Die Baustellen von Ackerbau bis Tierhaltung sind seit langem bekannt und immer noch ungelöst. Die neue Regierung muss ran an die Themen und die unendlich hohen Pflichten, mit denen wir uns in Deutschland in den vergangenen Jahren das Leben zusätzlich schwer gemacht haben.“ Aus den Koalitionsverhandlungen in Berlin seien erste Ergebnisse durchgesickert. „Doch wo genau die agrarpolitischen Leitplanken einer möglichen schwarz-roten Bundesregierung verlaufen werden, lässt sich noch nicht erkennen“, so der Bauernpräsident. So klinge es zwar erst einmal gut, wenn die zukünftigen Koalitionäre 15 Milliarden Euro in die Landwirtschaft investieren möchten. Doch wenn auf der anderen Seite steigende Energiekosten und explodierende Düngerpreise die Betriebskosten der Landwirtschaftsbetriebe weiter nach oben treiben, könne von einer Entlastung der Landwirtinnen und Landwirte nicht die Rede sein, so der Bauernpräsident.

Nutztierhaltung: Rückgang der Tierbestände stoppen Doch ein Kurswechsel sei dringend geboten, wenn es beispielsweise um die Nutztierhaltung in Deutschland geht. Seit Jahren sinken (nicht nur) in Mecklenburg-Vorpommern die Rinder- und Schweinebestände. Das gefährdet regionale Wertschöpfungsketten in der Milch- und Fleischproduktion. Ein Teufelskreis: Sinken im Land die Tierzahlen, schließen Schlachthöfe und Molkereien ihre Pforten. Gibt es vor Ort keine Verarbeitungsbetriebe mehr, müssen Milch und Fleisch aufwändig aus Ställen in Mecklenburg-Vorpommern in Nachbarbundesländer gefahren werden. Das ist teuer und führt zur Schließung weiterer Ställe. „Nutztiere sind aber fester Bestandteil einer ordentlichen Kreislaufwirtschaft“, erklärt Bauernpräsident Karsten Trunk. Sie liefern nicht nur wertvolle Nährstoffe für den Ackerbau und tragen zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit bei, ihre Gülle dient in Biogasanlagen auch zur Energieerzeugung. Diese Komplexität muss Politikern bewusst sein, wenn sie Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft festlegen.

In seiner „Nutztierstrategie 2030“ habe das Landwirtschaftsministerium im vergangenen Jahr eine brillante Zustandsbeschreibung der Tierhaltung in MV geliefert und ambitionierte Ziele wie die Erreichung von Klimaneutralität und höheren Tierwohlstandards ausgewiesen.

„Allerdings blieb in dem Papier unklar, wie diese Ziele finanziert und in der Praxis umgesetzt werden sollen“, so der Bauernpräsident. „Von einer neuen Regierung in Berlin erwarten wir klare Aussagen, die Landwirten Mut machen, neue Ställe zu bauen und in die Tierhaltung zu investieren.“

Bürokratieabbau vorantreiben Einen scharfen Schnitt erwarten die Landwirte auch beim Bürokratieabbau. „Wir Bauern haben den Politikern 194 konkrete Vorschläge unterbreitet, wie man durch Bürokratieabbau Zeit, Nerven und Geld sparen kann. Jetzt liegt der Ball in Berlin“, sagt Bauernpräsident Karsten Trunk. Von dort seien erste Signale gekommen: es werde über Abschaffung doppelter Meldungen und Aufzeichnungspflichten nachgedacht, Antragsverfahren sollen vereinfacht und digitalisiert werden. Sogar von einem einheitlichen Agrarantrag für alle Landwirte in Deutschland ist die Rede.

„Ich denke, hier können schon kleine Schritte Entlastung für uns Landwirte bringen.“

Kooperative Modelle bei Artenschutz und Moorvernässung Biodiversität und Klimaschutz sind den Landwirtinnen und Landwirten in Mecklenburg-Vorpommern eine Herzensangelegenheit. „Wir sind bereit, künftig noch mehr für Umwelt- und Klimaschutz zu tun – mit Maßnahmen, die praxistauglich sind und in deren Formulierung wir uns sehr gern mit einbringen“, so Bauernpräsident Trunk. Erst vor wenigen Tagen habe der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit regionalen Wasserversorgern eine Kooperationsvereinbarung zum Trinkwasserschutz unterzeichnet. Danach können Landwirte künftig auf freiwilliger Basis mit ihren regionalen Wasserversorgern Vereinbarungen über zusätzliche Schutzmaßnahmen auf den rund 6000 Hektar Ackerflächen im Land, die sich in den Trinkwasserschutzzonen II befinden, aushandeln. Dabei gilt es für beide Seiten eine akzeptable und wirtschaftliche Lösung zu finden.

„Wir werden dieses Vertragswerk jetzt mit Leben erfüllen, indem wir in den Regionen konkrete Projekte umsetzen“, zeigt sich Karsten Trunk optimistisch.

In der Vergangenheit sei der Trinkwasserschutz im Land ausschließlich über das Ordnungsrecht geregelt worden.

Für Ernährungssicherheit und gegen Welthunger An allererster Stelle steht für die Landwirtinnen und Landwirten in MV jedoch die Produktion von hochwertigen und gesunden Lebensmitteln. „Ein Blick zurück auf die vergangenen vier Jahre zeigt, wie wichtig es ist, bei der Versorgung mit Lebensmitteln unabhängig zu sein“, so der Bauernpräsident. Darüber hinaus dürfe niemand die Augen davor verschließen, dass weltweit viele Menschen hungern. „Erst kürzlich hat die Welthungerhilfe eine wachsende Zahl von hungernden Menschen weltweit beklagt“, sagt Karsten Trunk. Vom Ziel der Weltgemeinschaft, bis 2030 keinen Menschen mehr hungern zu lassen, sei man weit entfernt. Es sei Aufgabe der Politik das Menschenrecht auf Ernährung genauso intensiv zu verfolgen, wie die Ziele im Natur- und Klimaschutz.

„Die Landwirte in Deutschland können dafür einen großen Beitrag leisten.“

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