Offensive direkt an der Messstelle

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Thea von Hartz

Wie funktioniert eigentlich eine Messstelle? Was genau ist ein "rotes Gebiet"? Und warum ist es so schwierig, die tatsächliche Belastung des Grundwassers mit Nitrat und deren reelle Ursache herauszufinden?
Direkt an einer Messstelle in Warsow haben Bauernpräsident Detlef Kurreck und Dr. Stephan Hannappel, Geschäftsführer der Hydor Consult GmbH Berlin, heute (9. Dezember) im Gespräch mit Medienvertretern Fragen rund um die Messstellen-Problematik beantwortet. Damit untermauerte der Bauernverband seine Kritik an der Modellierung der "roten Gebiete" und der geplanten Düngelandesverordnung. Im Rahmen des Pressegespräches ging der Verband im Beisein der zuständigen Landesbehörden auch auf ein Gutachten der Hydor Consult GmbH ein. Dieses belegt, dass jede zweite als nitratbelastet geführte Messstelle in Mecklenburg-Vorpommern aus hydrogeologischer Sicht nicht repräsentativ ist.

Das vom Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern beauftragte Sachverständigenbüro HYDOR Consult GmbH hat 103 Messstellen mit einem mittleren Nitratgehalt von mindestens 37,5 mg/l daraufhin überprüft, ob die Vorgaben der Grundwasserverordnung und der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift eingehalten wurden.

Das Gutachten belegt, dass 56 der 103 untersuchten Messstellen hydrogeologisch nicht repräsentativ sind. Die Messstellen sind zum Teil nicht tief genug ausgebaut oder ziehen ihre Wasserproben nicht aus dem vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Grundwasserleiter. Das Gutachten ermittelte außerdem bei 82 Messstellen unter Berücksichtigung der Grundwasserströmung die Ursprungsbereiche des beprobten Grundwassers. Bei 67 Messstellen wurde auf Basis des Neubildungsbereiches festgestellt, dass Nitratgehalte mit landwirtschaftlicher Nutzung in Zusammenhang gebracht werden können. Bei sieben Messstellen kommen weitere Eintragsquellen für Nitrat in Frage. In acht Fällen wurden hingegen andere Quellen, wie beispielsweise Deponien, identifiziert.

Insbesondere die in 2018 neu gebauten Messstellen schnitten im Gutachten schlecht ab: So weisen 12 von 20 Messstellen, und damit 60 Prozent, Mängel hinsichtlich der Repräsentativität auf und erfüllen nicht die gesetzlichen Anforderungen.

Der Bauernverband MV fordert vom Landesumweltministerium eine möglichst schnelle und genauere Grundwasseranalyse als bisher. "Wir respektieren, dass jetzt eine Entscheidung zur Landesdüngeverordnung kommen muss", sagte Landesbauernpräsident Detlef Kurreck. Aber nach deren Verabschiedung, mit der am 15. Dezember in Schwerin gerechnet wird, sollte 2021 sofort eine Evaluierung der Messstellen und Methodik beginnen. Zudem sollte es Ausnahmeregelungen geben, wenn Agrarbetriebe anhand individueller Daten nachweisen, dass nicht ihre Düngung die Ursache für erhöhte Nitratwerte in untersuchten Grundwasserleitern sein kann.

 

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Frank Schiffner