Bauerntag auf der MeLa wendet sich aktuellen agrarpolitischen Themen zu 

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Ove Arscholl

Landwirtschaft: Umweltsünder oder Teil der Lösung?

Landwirtschaft: Umweltsünder oder Teil der Lösung? Diese Frage diskutierten Landwirte, Politiker und Naturschutz-Experten auf dem heutigen Bauerntag, der im Rahmen der MeLa stattfand. Rund 400 Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern waren der Einladung gefolgt. 
In seiner Rede kritisierte Bauernpräsident Detlef Kurreck das in der vergangenen Woche in Berlin vom Bundeskabinett beschlossene Agrarpaket zum Tier- und Umweltschutz. Es bein-haltet unter anderem das Ende des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat ab 2024, mehr Schutz für Insekten und ein neues Tierwohllabel. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern erbringen bereits jetzt auf fast 400.000 Hektar Ackerfläche Leistungen für die Umwelt, so der Bauernpräsident. Das Engagement reiche vom Anbau vielfältiger Kulturen (141.000 Hektar) über das Anlegen von Blühflächen und –streifen (7.800 Hektar) bis hin zur ökologischen Bewirtschaftung von rund 170.000 Hektar im Land. Wenn dieser Weg auch künftig fortgesetzt werden soll, brauche es tragfähige Finanzierungskonzepte und nicht die Androhung von Strafen. Das vorliegende Gesetzespaket sei nicht auf seine ökonomischen Folgen gecheckt. „Wird es so wie geplant umgesetzt, zahlen die Landwirte wieder einmal die Zeche“, so Kurreck.  
Als Zeichen der Unzufriedenheit der Landwirte überreichte der Bauernpräsident dem Minister für Landwirtschaft und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, eine Unkrauthacke. Backhaus soll das Präsent an die Bundesumweltministerin Svenja Schulze weiterreichen. Nach dem geplanten Wegfall von Pflanzenschutzmitteln und Glyphosat rücke die mechanische Bodenbearbeitung wieder stärker in den Fokus, so Kurreck. Dabei sei den Landwirten in Mecklenburg-Vorpommern jede Hilfe willkommen.

Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus forderte die Landwirte zu einem radikalen Um-denken auf. „Es liegt in unserer Verantwortung, jetzt zu handeln, damit unsere Kinder und Enkelkinder nicht mit noch viel drastischeren Folgen von Klimakrise, Ressourcen- und Artenverlust leben müssen“, betonte Backhaus. Dazu brauche es gezielte Förderung, faire Handelsbeziehungen sowie bewusst und nachhaltig agierende Verbraucher und Verbrau-cherinnen. 
Der Minister kündigte eine Veranstaltungsreihe an, auf der er den Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern befeuern will. Die Veranstaltungen sollen an sechs Orten in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden.
Abschließend wagte Minister Backhaus den Ausblick auf eine klimaneutrale Landwirtschaft der Zukunft. „Ich glaube schon, dass sich Landwirtschaft als Ganzes klimaneutral organisieren lässt, wenn es den Betrieben gelingt, sich an die neuen klimatischen Verhältnisse anzu-passen, die Überproduktion von Lebensmitteln gestoppt wird und auch Konsumenten und Konsumentinnen darauf achten, dass weniger Lebensmittel in der Tonne landen“, so der Minister. Er kündigte an, auf der 30. MeLa im kommenden Jahr eine entsprechende Allianz unterzeichnen zu wollen.

Am Rande des Bauerntages brachte ein Landwirt stellvertretend für seine Kollegen mit einem grünen Kreuz den Unmut der Landwirte über die aktuellen agrarpolitischen Entscheidungen der Bundesregierung zum Ausdruck. Diese aus sozialen Netzwerken heraus entstandene Bewegung fordert eine Abkehr vom Auflagen-Naturschutz und die Einbeziehung von Landwirten in die anstehenden Entscheidungen. 

Die Diskussion auf dem Bauerntag drehte sich um die neue Düngeverordnung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Emission in der Tierhaltung. Dr. Alfred Herberg, vom Bundesamt für Naturschutz, forderte die Landwirte auf, mehr Druck auf die Industrie aus-zuüben, damit künftig mehr und bessere selektive Pflanzenschutzmittel zur Verfügung ge-stellt werden. Das würde deutliche Effekte für den Naturschutz bringen. 

Die Tierhalter werden zwischen den Forderungen nach mehr Tierwohl und der Forderung nach einer Senkung der Emissionswerte zerrieben. „Um Tierhaltung weiterzuentwickeln, ist es zwingend notwendig, neue Ställe zu bauen und Stallumbauten zu ermöglichen“, so Bauernpräsident Kurreck. „Derzeit gibt es eine faktische Blockade im Bau- und Genehmigungsrecht. Hier ist die Politik gefordert. Wir brauchen eine verbindliche realisierbare Strategie für die Nutztierhaltung, die bis zu Ende gedacht und dann auch umgesetzt wird.“

 

(Medieninformation MeLa-Presseteam)

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